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Grabungstechnik unter Wasser - Warum wir auf die Hilfe der Feuerwehr angewiesen sind

28. September 2016

Nein, es brennt natürlich nicht!
Trotzdem ist das Grabungsteam auf die Unterstützung der lokalen Feuerwehr angewiesen, denn ohne Tauchdruckpumpen und Feuerwehrschläuche gäbe es keine Grabung im Attersee. Die Waterdredges (Unterwasser-Staubsauer) und Strahlrohre sind nämlich notwendiges Grabungswerkzeug unter Wasser.  Jeder Archäologe, jede Archäologin bekommt für die Arbeit im kühlen Nass ein eigenes Unterwasser-Grabungssystem.

Dieses besteht aus einem Strahlrohr, das in einer Stahlplatte befestigt ist, und vor den Grabungsbereich gelegt wird. Das Rohr hat Löcher und ist mit einem der Feuerwehrschläuche an der Tauchdruckpumpe befestigt. Wird die Pumpe eingeschaltet, strömt Wasser durch diese Löcher und so wird eine künstliche Strömung erzeugt. Damit erreichen wir unter Wasser, dass aufgewirbeltes Sediment von der Arbeitsfläche abzieht. Sonst würden wir uns nämlich  selbst bei der Grabungsarbeit ständig einnebeln. Mit Hilfe der Waterdredges aber haben wir immer eine klare Sicht auf die jungsteinzeitlichen Strukturen im Seeboden.

Ein langes grünes Kanalrohr, von dem ein beweglicher Schlauch abgeht, ist ebenfalls durch einen Feuerwehrschlauch mit der Pumpe verbunden. Dadurch, dass der bewegliche Schlauch schräg an das Kanalrohr angebracht ist, entsteht eine Saugwirkung. So kann mit dem Schlauch Sediment abgesaugt werden und ein Abtiefen in den Seeboden geht zügig voran. Bevor die ArchäologInnen aber mit der Waterdredge arbeiten, befestigen sie am Ende des grünen Rohres ein Fangnetz. Hier sammelt sich alles, was während den Grabungsarbeiten abgetragen wird und selbst die kleinste Kalkperle geht nicht verloren. An Land sieben unsere PraktikantInnen der Universität Wien das Material aus den Fangnetzten durch und machen weitere Entdeckungen.

Es ist besonders wichtig, in jedes Fangnetz einen Zettel zu legen, der den Bereich, aus dem der Inhalt stammt, kennzeichnet. Das Grabungsareal ist durch einen gelben Messrahmen in 1x1 Meter Quadrate unterteilt. Jedes Quadrat hat eine eigene Nummer und wird in der Regel auch von einem Taucher bzw. einer Taucherin durchgehend bearbeitet. Wenn wir uns später mit den KollegInnen an der Schlämmstation über das Fundmaterial unterhalten, weiß auf diese Weise jeder, von welchem Bereich die Rede ist und wer diesen bearbeitet hat.

Schläuche und Pumpen, wie wir sie für unsere Grabungsarbeit unter Wasser brauchen, leihen wir uns in der Regel von der örtlichen Feuerwehr. Für die Grabung in Weyregg haben wir uns freundlicherweise Material von der Freiwilligen Feuerwehr Weyregg und der Freiwilligen Feuerwehr Seewalchen leihen dürfen.  

Wir sind also – wie wohl der Rest der österreichischen Bevölkerung - öfter mal in der Situation, dass wir der Feuerwehr zu Dank verpflichtet sind. Letzte Woche aber konnten wir uns endlich mal ordentlich revanchieren. Zwar nicht bei den Feuerwehren von Weyregg oder Seewalchen, aber dafür bei einer Mannschaft aus der Steiermark, zu der wir plötzlich eine recht tiefgreifende und bindende Beziehung hatten. Aber davon mehr in einem der nächsten Postings.

 

Zugehöriges Projekt


Forschungen in den Seeufersiedlungen in Attersee und...

Doris Jetzinger studiert Urgeschichte und Historische Archäologie an der Universität Wien und ist seit 2016 im Projekt Zeitensprung in der Fundbearbeitung der Unterwasser-Ausgrabungen tätig.

Florian Ostrowski studierte Geschichte sowie Urgeschichte und Historische Archäologie an der Universität Wien.

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

Für das Graben unter Wasser braucht es einiges an Material. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Für das Graben unter Wasser braucht es einiges an Material. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Bevor man unter Wasser arbeiten kann, müssen erst die Waterdredges eingerichtet werden. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Bevor man unter Wasser arbeiten kann, müssen erst die Waterdredges eingerichtet werden. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Unser Forschungstaucher Stefan Dziwis bei der Arbeit. (Bild: Kuratorium Pahlbauten)
Unser Forschungstaucher Stefan Dziwis bei der Arbeit. (Bild: Kuratorium Pahlbauten)
Das Grabungsareal ist in Quadranten unterteilt. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Das Grabungsareal ist in Quadranten unterteilt. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Im Fangnetz sammelt sich alles, was bei der Grabung abgetragen wird. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
Im Fangnetz sammelt sich alles, was bei der Grabung abgetragen wird. (Bild: Kuratorium Pfahlbauten)
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Kommentare

Gespeichert von Bernd Miller am

Interessant zu lesen. Danke für diesen Link den ich durch Eure Live-Übertragung erhalten habe.
Well done.

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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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