Funde aus organischen Materialien wie z. B. Holz, Bast, Getreidereste oder Textilien vergehen normalerweise im Erdreich, sodass sie nur sehr selten und unter ganz bestimmten Voraussetzungen die Jahrhunderte überdauern. Am Seegrund herrschen jedoch optimale Bedingungen für ihre Erhaltung. Eingebettet in Seekreide und geschützt vor Luftzutritt haben wir bei Unterwassergrabungen die einmalige Möglichkeit, auch solche Objekte zu finden.
Bei unserem Pilotprojekt in der Sprungturmgrube des Strandbades von Seewalchen am Attersee im März 2015 konnten unter anderem Haselnussschalen, Holzbruchstücke und pflanzliche Fasern geborgen werden. Derartige Funde sind für die Archäologie immens wichtig, weil sie Einblicke ins tägliche Leben der Menschen liefern, die uns sonst verwehrt sind (Ernährung, Kleidung, Wohnen).
Obwohl diese sogenannten nassorganischen Funde unter Wasser völlig intakt wirken, sind sie aber sehr empfindlich. Die innere Struktur ist meist stark abgebaut und ihre äußere Form nur mehr durch das eingelagerte Wasser aufrechterhalten. Trocknen sie aus, kollabieren die wassergefüllten Zellen und der Fund ist meist zur Gänze zerstört. Deshalb müssen wir diese Funde konservieren. Das heißt in diesem Fall: das Wasser in den Zellen wird durch andere Substanzen ersetzt, die dann ein Trocknen der Funde ohne Zusammenbruch ermöglichen. Bis es soweit ist, gilt es aber vorerst das Material adäquat zu lagern. Einerseits darf es keinesfalls austrocknen, andererseits muss es rundum kühl und dunkel sein, damit sich keine Algen oder sonstige Mikroorganismen ansiedeln.
Dafür haben wir den Kulturgutrettungscontainer der Firma kurecon angemietet, mit dem wir mehrere Fliegen auf einen Streich erwischen. Ausgestattet mit einer Klimaanlage, Wandregalen und einer extra angefertigten Lagerwanne für größere Funde, liefert er uns ideale Aufbewahrungs- und Arbeitsbedingungen. Und der absolute Clou: nach Abschluss der Unterwassergrabung können wir den Container auf einen Sattelschlepper packen und mitsamt seinem Inhalt ins Oberösterreichische Landesmuseum nach Linz transportieren lassen, wo schließlich die weiteren Konservierungsmaßnahmen stattfinden.
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