Die Arbeit an der „Schlämmstation“ macht Spaß, auch wenn viele BesucherInnen und SpaziergängerInnen uns nicht darum beneiden. Vor allem am Vormittag stehen wir im Schatten, die Außentemperatur ist dabei noch frisch und das Wasser ist eiskalt. Die interessierten BeobachterInnen meinen zudem, dass wir für diese Tätigkeiten „gute Augen“ brauchen, um aus dem ganzen Schlamm und Matsch oder bei den diversen Braun- und Grautönen bei der Organik überhaupt etwas unterscheiden zu können. Das stimmt! Aber man erkennt nur, was man kennt, und die Erfahrung festigt den Blick.
Offene Fragen haben wir trotzdem. Zum Glück sind wir untergebracht beim Bundesamt für Wasserwirtschaft, wo es ExpertInnen für Fische und Wasserlebewesen gibt, welche uns freundlicherweise öfters erklären, welcher Kiefer zu welchem Fisch passt und auch welche lebenden Larven zu welchen Insekten werden. So wurde ein Unterkiefer mit Zähnen dem Hecht zugeordnet. Unlängst war auch ein Experte für Muscheln zu Besuch, welcher uns über die zurzeit zahlreich vorhandenen Muscheln der Kulturschicht informierte.
Der Schmäh darf auf der Grabung nicht zu kurz kommen, weshalb wir unsere Funde aus den Schlämmnetzen öfters kommentieren und aufgrund der vielen Muscheln und der großen Anzahl an kleinen Knöchelchen gerne augenzwinkernd von Überresten vom Muschelbären sprechen. Doris aus unserem Grabungsteam ist eine Fachfrau für Knochen von größeren Landtieren und verrät uns, welcher Knochen sich wo genau befindet und welches Gelenk mit welchem anderen Teil zusammenhängt. Das hat das Interesse von unserem Praktikanten Samuel geweckt, welcher es geschafft hat, viele Knochenfragmente der unteren Extremitäten von einem Jungtier wieder zusammenzusetzen.
Wenn Leute zu Besuch kommen oder zufällig spazieren gehen, dann sind wir an der „Schlämmstation“ das Empfangskomitee der Grabungsmannschaft und versuchen die interessierten PassantInnen über unsere Tätigkeiten und Funde zu informieren. Viele erinnert dabei das Bild an der „Schlämmstation“ an das Goldschürfen aus den Filmen. Zumindest wird öfters nach Gold, Silber oder anderen „Schätzen“ gefragt. Mittlerweile schmunzeln wir, und versuchen den Besuchern zu erklären, dass die Feuchtbodenarchäologie und insbesondere die Grabung in Mooswinkel eine archäologische Schatztruhe ist. Eine Schatztruhe, in der sich zwar kein Gold, dafür aber einen Wissensschatz befindet, den wir an der Schlämmstation mithelfen zu bergen - ähnlich aufwendig wie beim Goldschürfen.
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