Los geht es nun - um 6.00Uhr früh - an den Attersee. Helena ist gestern Abend schon voraus gefahren mit fast allem, was wir für den Aufbau der Ausstellungen in der Naturparkschule, der Filiale der Raiffeisenbank und dem Gemeindeamt Weyregg brauchen. Die Ausstellungen sind ebenso wie der Vortrag von Andreas G. Heiss im Bauernmuseum Mondsee heute Abend Teil des Begleitprogramms, das wir während der Grabungen von Zeitensprung veranstalten.
Das Programm ist ziemlich umfangreich und nur für das Projekt wäre es ein wenig überdimensioniert. Tatsächlich nutzen wir die Unterwasser-Grabung wieder als Anlass für ein Vermittlungsprogramm zum UNESCO-Welterbe und erfüllen damit eine der Kernaufgaben unserer Organisation. Inhaltlich orientieren wir uns dabei an jenen Themen, die für die Grabung gerade von besonderer Bedeutung sind. Im letzten Jahr haben wir den Schwerpunkt „Holz“ gesetzt, weil wir uns bei der Grabung 2015 in Seewalchen sehr mit diesem Thema auseinander gesetzt haben. Während der Grabung in Weyregg 2016 haben wir die Archäobotanik stark im Blick gehabt und deshalb ist das in diesem Jahr unser Schwerpunkt.
Das Thema finde ich selbst sehr spannend. Gerade wenn man an die Palynologie denkt, wird rasch klar, wie wichtig die so unscheinbar wirkenden Erdschichten tatsächlich sind. Wir brauchen die Schichten und ihr Verhältnis zueinander natürlich schon deshalb, um zu verstehen, was jünger und was älter ist usw. Aber sie tragen in sich noch so viel mehr Informationen als das, was sich mit Hilfe von Fundobjekten und Schichtbezug erschließen lässt. Faszinierend, was man alles herausbekommt, wenn man nur genau hinschaut – und gruselig, wenn man sieht, wie leicht das zerstört wird.
Auch dazu dienen unsere Vermittlungsprogramme natürlich: Sie sollen sichtbar machen, wie viele Informationen in den Denkmälern stecken, wodurch diese verloren gehen können und wie man sich verhalten muss, damit das nicht passiert. Und das möglichst ohne den erhobenen Zeigefinger, den ich früher selbst oft benutzt habe und der so viel mehr schadet, als dass er nützt. Mir ist auch heute noch bewusst, dass wir auf diesem Gebiet immer unter Zeitdruck stehen, weil jedes Mal, wenn sich jemand unachtsam gegenüber einem Bodendenkmal verhält und es schädigt, unwiederbringliche Informationen verlorengehen, mal abgesehen von der Substanz an sich. Heute verstehe ich aber besser als früher, dass eine derartige Verständnisbildung ein Prozess ist, der Zeit braucht und den man nicht abkürzen kann, höchstens verlangsamen durch den Zeigefinger.
Der Prozess beginnt damit, dass man erklärt, was diese Denkmäler sind, was sie für die Forschung bedeuten und was wir von ihnen für unser heutiges Leben lernen können. Wie gesagt: Dort beginnt er. Enden wird er, sofern wir unsere Arbeit gut machen, bei einem dauerhaften denkmalgerechten Verhalten und bis dahin ist es ein weiter Weg, der viel Reden und noch mehr Zuhören erfordert. Ich hoffe, dass wir mit unserem Programm in Weyregg wieder bei möglichst vielen Menschen eine solide Basis dafür schaffen können. Damit das auch gelingt, haben wir neben unseren regionalen Partnern, dem Verein Pfahlbau am Attersee und dem Heimatbund Mondseeland, in diesem Jahr mit den Österreichischen Bundesforsten einen Partner gewinnen können, mit dem wir etwas ganz Spezielles umsetzen. Lasst Euch überraschen! #YouWillSee
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