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Urgeschichte für Kinder - Wir bauen einen Brotbackofen

24. Juni 2021

Archäologisches Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten spielerisch erklärt.

Eine Initiative des Kuratorium Pfahlbauten – Nationales Management Österreich im UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ – für Kinder, Schulen, Eltern, Vereine und Interessierte.

Die Urgeschichte begann vor 2,5 Millionen Jahren und unterteilt sich in die Abschnitte: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es ist ein spannender Teil der Menschheitsgeschichte, denn es handelt sich um einen weitgehend schriftlosen Zeitraum. Zu dieser Zeit wurden Ereignisse und Geschichten nicht vom Menschen niedergeschrieben, sondern lediglich mündlich weitergegeben. Viel Wissen ging dadurch über die Zeit verloren und wird heute durch die Archäologie und diverse Naturwissenschaften anhand der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen versucht zu rekonstruieren. Die prähistorischen Pfahlbauten treten erstmals in der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) um die Alpen herum auf und reichen bis in die Eisenzeit (500 v. Chr.). Mehr als 1000 Fundstellen aus diesem Zeitraum der Urgeschichte haben sich in Mooren oder unter Wasser an Seeufern über die Jahrtausende sehr gut erhalten. Durch die Erhaltung organischer Funde unter Wasser, geben die Pfahlbauten einen detailreichen Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen aus der Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil für die Erforschung der Prähistorie in Mitteleuropa.

In der Blogreihe „Urgeschichte für Kinder“ wird Wissenswertes über die Urgeschichte aus dem UNESCO Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in kindgerechten Inhalten vorgestellt. Die Arbeitsblätter sind in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Kulturpartner*innen im Zuge verschiedener Schulprojekte entstanden. Sie eignen sich vor allem für die Altersgruppen von Volksschule und Sekundarstufe 1.

Die Arbeitsblätter gibt es zum Download hier.

Heute zeigen wir euch, im letzten Arbeitsblatt vor den Sommerferien, wie ihr euren eigenen Lehmofen bauen könnt. Vielleicht findet ihr in den Sommerferien Zeit dafür, dann kann er in Ruhe trocknen, bis wir euch nach den Ferien - zur Erntezeit - zeigen wie ihr Korn zu Mehl mahlen und daraus Brot backen könnt.

Wir bauen einen Brotbackofen

Dein Hintergrundwissen:

p1280568comp.jpgBrot gehört heute als eines unserer Grundnahrungsmittel, zu jenen Dingen, die wir fast täglich essen. Brot ist auch eines der ältesten Nahrungsmittel.

Bereits vor 10.000 Jahren begann der Mensch im Nahen Osten Brot herzustellen. Das erste Brot war, ganz anders als das heutige, trocken und hart. Doch der Mensch entwickelte das Brot weiter, bis er den ersten Sauerteig herstellen konnte. Bei diesem Teig sorgen natürliche Hefepilze und Milchsäurebakterien für eine Gärung, wodurch der Teig gelockert und das Brot luftig und weich wird. Neben Fladen- und Napfbrot gab es zur Zeit der Pfahlbauten wahrscheinlich bereits hohe Brotlaibe.

Um Brot für ein ganzes Dorf herzustellen, musste viel Getreide zu Mehl gemahlen werden. Das war in der Jungsteinzeit noch eine mühsame Angelegenheit, denn es geschah per Hand auf einer großen Steinplatte mit einem Reibstein. Aus dem Mehl wurden Teige gemacht, die mit unterschiedlichen Kräutern oder Salz gewürzt werden konnten. Gebacken wurde das Brot in großen Lehmöfen.

In den Öfen konnte allerdings nicht nur Brot gebacken, sondern auch Äpfel und andere Früchte getrocknet und somit haltbar gemacht werden.

pfahlhaus_innen_mit_ofen.jpg

Mögliche Inneneinrichtung eines Hauses der Schussenrieder Kultur vom Taubried am Federsee (D). Aus: Abgehoben – 6000 Jahre Pfahlbauten in Europa und Südostasien (Federseemuseum Bad Buchau)

 

 

Welche Materialien du benötigst:

  • 7 Teile Lehm
  • 1 Teil Strohhäcksel
  • 1 Teil Sand
  • Maurerwanne zum mischen
  • Weidenruten, dicke und dünne
  • Evtl. etwas Bastschnur oder Spagat
     

So legst du los:

  1. Zuerst musst du den Lehmputz für den Ofen mischen. Nimm dazu sieben Teile Lehm und mische ihn mit einem Teil Strohhäcksel und einem Teil Sand in einer großen Wanne. Füge ganz vorsichtig immer nur wenig Wasser hinzu (das Gemisch darf nicht zu flüssig werden) und stampfe alles mit den Füßen gut durch.
     
  2. Dann formen wir den Boden. Trage dazu eine ca. 10cm dicke Schicht des Lehmgemischs in rechteckiger Form auf. Die Fläche sollte ungefähr 60x100cm groß sein. Den Rest des Lehmputzes deckst du am besten ab und stellst ihn an einen schattigen Platz.
     
  3. In diese Lehmplatte steckst du nun bogenörmig 3-6 dickere Weidenruten, die bilden das Grundgerüst für deinen Ofen. Damit die Konstruktion stabiler ist, verbinde die einzelnen Weidenruten ganz unten mit der Schnur. Stecke in dieses Gerüst noch 2-4 Weidenruten, die die Bögen von vorne nach hinten kreuzen. Sichere die Kreuzungsstellen ebenfalls mit etwas Schnur.
     
  4. Nun brauchst du dünnere Weidenruten, mit denen du – wie bei einer Flechtwerkwand - das Grundgerüst verdichtest. Flechte dazu immer einmal über, einmal unter den dicken Ruten hindurch.
     
  5. Wenn die Bodenplatte nach einigen Tagen trocken ist, können wir mit dem Aufbau des Ofens beginnen. Trage dazu den Lehmputz zuerst außen und dann innen auf das Gerüst auf, von unten nach oben und streiche ihn schön glatt. Lasse am hinteren, oberen Ende der Kuppel ein mindestens handtellergroßes Abzugsloch. Vorne muss der Ofen natürlich zum Befeuern und Backen auch offen blieben.
     
  6. Jetzt brauchen wir Geduld, denn der Ofen muss gut durchtrocknen. Das kann ein paar Wochen dauern. Stelle, falls es regnen könnte, zur Sicherheit einen Schirm über den Ofen, oder spanne eine Plane darüber. Die Abdeckung darf den Ofen nur nicht berühren, sonst trocknet er nicht. Wenn der Ofen während der Trocknung Risse bekommt, kannst du sie mithilfe von mit Wasser verdünntem Lehm wieder zuspachteln.
     

Fragen zum Nachdenken:

  • Hast du schon eine Idee, wie das Brotbacken in dieser Art Öfen funktioniert?
  • Hast du schon einmal Fladenbrot oder Sauerteigbrot gebacken? Wo ist der Unterschied und was schmeckt dir besser?
  • Welche Vorteile hat so ein Backofen im Haus?

Zugehöriges Projekt

In dem Schulprojekt widmen sich die Volkschule Loibichl,...

Fiona Leipold (vorm. Poppenwimmer) ist Archäologin mit einer Begeisterung für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 2019 ist sie Teil des Teams des Kuratorium Pfahlbauten.

Die Weidenruten werden in die Bodenplatte aus Lehm gesteckt und mit Schnüren fixiert. (Bild: F. Poppenwimmer - Kuratorium Pfahlbauten)
Mit dünneren Weidenruten entsteht ein Geflecht als Grundgerüst. (Bild: F. Poppenwimmer - Kuratorium Pfahlbauten)
Mit dem Lehmputz bauen wir nach und nach den Ofen auf und streichen alles glatt. (Bild: F. Poppenwimmer - Kuratorium Pfahlbauten)
Der fertige Ofen muss noch einige Wochen trocknen. (Bild: F. Poppenwimmer - Kuratorium Pfahlbauten)
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Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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