13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

Urgeschichte für Kinder - Vom Korn zum Brot

6. September 2021

Archäologisches Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten spielerisch erklärt.

Eine Initiative des Kuratorium Pfahlbauten – Nationales Management Österreich im UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ – für Kinder, Schulen, Eltern, Vereine und Interessierte.

Die Urgeschichte begann vor 2,5 Millionen Jahren und unterteilt sich in die Abschnitte: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es ist ein spannender Teil der Menschheitsgeschichte, denn es handelt sich um einen weitgehend schriftlosen Zeitraum. Zu dieser Zeit wurden Ereignisse und Geschichten nicht vom Menschen niedergeschrieben, sondern lediglich mündlich weitergegeben. Viel Wissen ging dadurch über die Zeit verloren und wird heute durch die Archäologie und diverse Naturwissenschaften anhand der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen versucht zu rekonstruieren. Die prähistorischen Pfahlbauten treten erstmals in der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) um die Alpen herum auf und reichen bis in die Eisenzeit (500 v. Chr.). Mehr als 1000 Fundstellen aus diesem Zeitraum der Urgeschichte haben sich in Mooren oder unter Wasser an Seeufern über die Jahrtausende sehr gut erhalten. Durch die Erhaltung organischer Funde unter Wasser, geben die Pfahlbauten einen detailreichen Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen aus der Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil für die Erforschung der Prähistorie in Mitteleuropa.

In der Blogreihe „Urgeschichte für Kinder“ wird Wissenswertes über die Urgeschichte aus dem UNESCO Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in kindgerechten Inhalten vorgestellt. Die Arbeitsblätter sind in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Kulturpartner*innen im Zuge verschiedener Schulprojekte entstanden. Sie eignen sich vor allem für die Altersgruppen von Volksschule und Sekundarstufe 1.

Die Arbeitsblätter gibt es zum Download hier.

Der Lehmbackofen, den wir vor den Ferien gebaut haben, sollte mittlerweile gut durchgetrocknet sein. Heute werden wir ihn zum ersten Mal befeuern und unser erstes Urgeschichtebrot darin backen. Nächste Woche zeigen wir Euch, wie die Pfahlbaubewohner*innen schon Brot zubereiten konnten, das unserem heutigen sehr ähnlich ist.

 

Vom Korn zum Brot – Mehl mahlen wie die Pfahlbauern

Dein Hintergrundwissen:

Wie wurde vor Erfindung großer Mühlen, die dann mittels Wasser-, Wind- oder tierischer Kraft betrieben wurden Mehl gemahlen? Ganz einfach: per Hand und mit der Hilfe von besonderen Steinen.

Auch in den jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbausiedlungen gab es diese Mahlsteine. Sie bestehen aus zwei Teilen, der steinernen Reibplatte, auf den das Korn gelegt wurde und dem Reibstein, dem sogenannten „Läufer“, mit dem man das Korn zermahlen konnte.

Wer Mehl mahlen wollte, kniete sich also an die Schmalseite der Steinplatte und legte etwas Korn auf deren Fläche, die meist eine leichte Eintiefung hatte. Mit beiden Händen wurde der Läufer nun mit Druck in rhythmischen Bewegungen über das Getreide geführt und dabei nach und nach erst zu Schrot und dann zu Mehl gemahlen. Diesen Arbeitsvorgang kennt man auch aus Darstellungen aus dem alten Ägypten und bei Naturvölkern sieht er auch heute noch so aus. Um auch wirklich all das gemahlene Getreide aufzufangen, wurde vielleicht eine Decke oder ein Tuch unter den Mahlstein gelegt.

Der Nachteil dieser Methode ist: auch kleine Stücke der Steine reiben sich mit in das Mehl und werden weiterverarbeitet und gegessen. Das führte wohl dazu, dass die Zähne der Pfahlbauer*innen stark abgenutzt waren.

Wie die urgeschichtlichen Brote ausgesehen haben, wissen wir von einigen Funden. So zum Beispiel dem Pfahlbaubrötchen aus der Grabung Parkhaus Opéra in der Schweiz. Dieses wollen wir jetzt nachbacken!

 

Welche Materialien du benötigst:

-       1 Teil Gerstenmehl

-       1 Teil Weizenmehl

-       eine Prise Selleriesamen

-       eine Prise Salz

-    etwas Wasser


 

So legst du los:

 

1.    Zuerst heizen wir den Lehmofen an. Solltest du keinen gebaut haben, kannst Du die Brote auch im modernen Backofen machen. Schalte ihn in dem Fall auf 180°C.
Im Lehmofen musst du mit etwas Glut ein kleines Feuer machen. Lass dies langsam größer werden, indem du kleine Holzsplinte nachlegst. Halte dieses Feuer 1-2 Stunden am Laufen.

2.    Währenddessen kannst du den Brotteig zubereiten. Mische dafür die beiden Mehlsorten, ein paar Selleriesamen und eine Prise Salz in einer Schüssel. Drücke dann eine Mulde in die Mitte, gib löffelweise Wasser hinein und verrühre es vorsichtig. Gib nur so viel Wasser dazu, dass ein glatter, geschmeidiger Teig entsteht, er sollte nicht zu flüssig werden oder kleben.

4.    Forme aus kleinen Teigportionen fladenförmige, etwa daumendicke Brötchen.

5.    Nun ist es Zeit, die Brote zu backen. Wenn du dies mit dem modernen Backofen tust, kannst du sie einfach auf einem Gitter in den Ofen schieben. 

6.  Um im Lehmofen backen zu können, musst du zuerst das Feuer ein wenig herunterbrennen lassen. Danach musst du die Glut mit einem Schürhaken aus dem Ofen holen. Verbrenn dir dabei nicht die Finger und lass dir von einem Erwachsenen helfen!

7.  Mit einem feuchten Reisigbesen kehrst du die letzten Reste Asche und Glut aus dem Ofen.

8.  Nun können die Brote hinein. Lege sie einfach nebeneinander in den Ofen. Hilfreich ist, dabei ein dünnes Holzbrett oder eine Brotschaufel, damit du dich auch hier nicht verbrennst.

9.  Die Ofentür verschließt du mit einem Brett und das Abzugsloch mit einem runden Holzstopfen. Damit hältst du die Hitze im Ofen. Die heißen Lehmwände lassen das Brot nun durchbacken.

10. Nach 10-20min kannst du die Ofentür öffnen und ein Brot herausnehmen. Ist es fest und klingt beim daraufklopfen hohl, ist es fertig. Wenn nicht, lege es einfach wieder in den Ofen, verschließe die Tür wieder und warte noch ein bisschen.

 

Du siehst, kochen und backen in der Urgeschichte hat sehr viel mit Gefühl und Erfahrung zu tun. Sei deswegen nicht traurig, wenn etwas nicht gleich funktioniert – probiere es nochmal, dann klappt es bestimmt!

 

Wenn du auf den Geschmack gekommen bist, findest du dieses und viele weitere tolle Rezepte auf dem PalaFitFood Blog der deutschen und Schweizer Pfahlbauforschung.

 

Fragen zum Nachdenken:

-      Was könnte man mit dem Reibstein noch verarbeiten?

-      Was würdest Du gerne alles zu den Brötchen essen? Was davon hatten die Pfahlbaubewohner*innen bereits?

-   Wie unterscheidet sich das Fladenbrot von dem Brot, das wir heute meistens essen?


Zugehöriges Projekt

In dem Schulprojekt widmen sich die Volkschule Loibichl,...

Fiona Leipold (vorm. Poppenwimmer) ist Archäologin mit einer Begeisterung für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 2019 ist sie Teil des Teams des Kuratorium Pfahlbauten.

Für den Teig werden alle Zutaten einfach vermischt.
Der Ofen muss gut verschlossen sein, damit er die Hitze hält.
Die fertigen Fladenbrote können auch gut gelagert werden. Bild: Keltendorf MItterkirchen, Wolfgang Sauber
Mehl mahlen war in der Jungsteinzeit eine anstrengende Tätigkeit.
Das Korn lag auf dem Reibstein und wurde mit dem Läufer zermahlen. Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Mahlstein
Beim ersten Mal muss die Hitze im Ofen vorsichtig gesteigert werden.
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Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

Die Fördergeber sind:

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