13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

Urgeschichte für Kinder - Schnüre drehen wie in der Steinzeit

3. März 2021

Archäologisches Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten spielerisch erklärt.

Eine Initiative des Kuratorium Pfahlbauten – Nationales Management Österreich im UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ – für Kinder, Schulen, Eltern, Vereine und Interessierte.

Die Urgeschichte begann vor 2,5 Millionen Jahren und unterteilt sich in die Abschnitte: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es ist ein spannender Teil der Menschheitsgeschichte, denn es handelt sich um einen weitgehend schriftlosen Zeitraum. Zu dieser Zeit wurden Ereignisse und Geschichten nicht vom Menschen niedergeschrieben, sondern lediglich mündlich weitergegeben. Viel Wissen ging dadurch über die Zeit verloren und wird heute durch die Archäologie und diverse Naturwissenschaften anhand der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen versucht zu rekonstruieren. Die prähistorischen Pfahlbauten treten erstmals in der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) um die Alpen herum auf und reichen bis in die Eisenzeit (500 v. Chr.). Mehr als 1000 Fundstellen aus diesem Zeitraum der Urgeschichte haben sich in Mooren oder unter Wasser an Seeufern über die Jahrtausende sehr gut erhalten. Durch die Erhaltung organischer Funde unter Wasser, geben die Pfahlbauten einen detailreichen Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen aus der Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil für die Erforschung der Prähistorie in Mitteleuropa.

In der Blogreihe „Urgeschichte für Kinder“ wird Wissenswertes über die Urgeschichte aus dem UNESCO Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in kindgerechten Inhalten vorgestellt. Die Arbeitsblätter sind in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Kulturpartner*innen im Zuge verschiedener Schulprojekte entstanden. Sie eignen sich vor allem für die Altersgruppen von Volksschule und Sekundarstufe 1.

Die Arbeitsblätter gibt es zum Download hier.

Die kommenden Wochen widmen wir uns dem Thema "Kleidung und Schmuck in der Urgeschichte" und wie diese/r hergestellt wurde. Heute lernt ihr, wie man in der Urgeschichte Seile und Schnüre aus Bast gedreht hat. Nächste Woche könnt ihr damit dann Eure Kleidung bedrucken oder Keramik verzieren.

                     Schnüre drehen wie in der Steinzeit

Dein Hintergrundwissen:

Eine der wichtigsten textilen Techniken in der Urgeschichte ist die Herstellung von Schnüren. Diese Technik geht wahrscheinlich bis in die Altsteinzeit zurück. Die ersten Schnurfunde in Mitteleuropa stammen allerdings erst aus der Jungsteinzeit vor etwa 7000 Jahren.

Warum gibt es keine älteren Belege für Schnüre bei uns?

Schnüre wurden in der Steinzeit aus Rindenbast z.B. von Linde, Ulme oder Eiche, aus Gräsern und Brennnesseln hergestellt. Bast findet sich unter der Rinde von Bäumen, in der sogenannten Bastschicht. Alle diese Materialien stammen von Pflanzen und sind daher organisch. Organische Materialien vergehen im Boden. Manche Materialien wie Holz oder Textilien verrotten recht schnell, andere wie Knochen oder Horn brauchen länger bis sie vollständig zersetzt sind. Nur unter besonderen Bedingungen bleiben organische Materialien wie Schnüre oder Textilien erhalten.

Textilien können sich in nasser Umgebung erhalten. So wurden zum Beispiel im Züricher See viele jungsteinzeitliche Funde geborgen. Auch im Moor, wie zum Beispiel in Norddeutschland und Dänemark, können organische Materialien erhalten bleiben, ebenso im Permafrostboden oder im Eis. Das kann man sich ähnlich wie in einem Eisschrank vorstellen. Der berühmteste Fund aus dem Eis in Europa ist die Gletschermumie „Ötzi“. Auch in trockenen Gebieten wie in der Wüste findet man mumifizierte Körper mitsamt ihrer Kleidung. Salz hat ebenfalls konservierende Eigenschaften, wie die vielen Textilfunde aus dem bronze- und eisenzeitlichen Salzbergbau in Hallstatt zeigen.

Wozu dienten Schnüre in der Urgeschichte?

Schnüre werden in vielen Arbeitsbereichen benötigt: zum Beispiel zum Zusammenhalten von Kleidung, zum Bündeln von Holz oder Spänen, zum Umwickeln von Werkzeugen, als Trageriemen, zum Transport, zum Auffädeln von Perlen als Schmuck, beim Hausbau und als Bogensehne. Aber auch Kleidungsstücke wurden aus Schnüren gefertigt, wie die bronzezeitlichen Schürrocke aus Dänemark.

Das stärkste Seil der Urgeschichte, das bisher gefunden wurde, stammt aus dem bronzezeitlichen Salzbergwerk in Hallstatt. Dieses 4 cm dicke Seil aus Lindenbast hat eine Zugkraft von über eine Tonne und diente vermutlich dazu, Salz an die Oberfläche und Bauholz in den Berg zu transportieren.

Welche Materialien du benötigst:

  • Bast

So legst du los:

    

Nimm zwei bis drei Streifen Bast. Halte diese Baststreifen in der Mitte fest.

    

Drehe nun auf einer Seite zuerst ca. 5cm der Stränge der Bastfasern zu dir, dann auf der anderen Seite. Beide Stränge sind nun in die gleiche Richtung gedreht worden.

                  

Nun kannst du beide Stränge in die entgegengesetzte Richtung zusammendrehen.

            

Wiederhole die Schritte bis deine Schnur fertig ist. Falls dir die Fasern ausgehen, du aber eine längere Schnur möchtest, lege rechtzeitig neue Fasern überlappend über das Ende des Strangs.

Fragen zum Nachdenken:

  • Kannst du dich erinnern, wo die Menschen der Urgeschichte Schnüre überall verwendet haben?
  • Wie lange denkst du haben die Menschen der Hallstattzeit an dem 4 cm dicken Seil gearbeitet?
  • Was war besonders schwierig für dich beim Schnüre Drehen?
  • Wo könntest du heute selbstgedrehte Schnüre einsetzen?
     

Bildmaterial und Textvorlage © Helga Rösel-Mautendorfer MA

Zugehöriges Projekt

In dem Schulprojekt widmen sich die Volkschule Loibichl,...

Anna Schantl studiert im Master Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien und hat einen Bachelor in Verpackungst

Fiona Leipold (vorm. Poppenwimmer) ist Archäologin mit einer Begeisterung für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 2019 ist sie Teil des Teams des Kuratorium Pfahlbauten.

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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