13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

Urgeschichte für Kinder - Feuer bohren

19. Mai 2021

Archäologisches Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten spielerisch erklärt.

Eine Initiative des Kuratorium Pfahlbauten – Nationales Management Österreich im UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ – für Kinder, Schulen, Eltern, Vereine und Interessierte.

Die Urgeschichte begann vor 2,5 Millionen Jahren und unterteilt sich in die Abschnitte: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es ist ein spannender Teil der Menschheitsgeschichte, denn es handelt sich um einen weitgehend schriftlosen Zeitraum. Zu dieser Zeit wurden Ereignisse und Geschichten nicht vom Menschen niedergeschrieben, sondern lediglich mündlich weitergegeben. Viel Wissen ging dadurch über die Zeit verloren und wird heute durch die Archäologie und diverse Naturwissenschaften anhand der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen versucht zu rekonstruieren. Die prähistorischen Pfahlbauten treten erstmals in der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) um die Alpen herum auf und reichen bis in die Eisenzeit (500 v. Chr.). Mehr als 1000 Fundstellen aus diesem Zeitraum der Urgeschichte haben sich in Mooren oder unter Wasser an Seeufern über die Jahrtausende sehr gut erhalten. Durch die Erhaltung organischer Funde unter Wasser, geben die Pfahlbauten einen detailreichen Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen aus der Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil für die Erforschung der Prähistorie in Mitteleuropa.

In der Blogreihe „Urgeschichte für Kinder“ wird Wissenswertes über die Urgeschichte aus dem UNESCO Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in kindgerechten Inhalten vorgestellt. Die Arbeitsblätter sind in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Kulturpartner*innen im Zuge verschiedener Schulprojekte entstanden. Sie eignen sich vor allem für die Altersgruppen von Volksschule und Sekundarstufe 1.

Die Arbeitsblätter gibt es zum Download hier.

Wie wurde in der Jungsteinzeit Feuer gemacht? Heute stellen wir euch eine weitere steinzeitliche Methode vor um Feuer zu machen. Achtet beim ausprobieren streng darauf, es im Freien zu tun, wo nichts aus Versehen Feuer fangen kann und stellt euch einen Kübel Wasser zur Seite!

Feuer machen in der Steinzeit - Feuer bohren 

Dein Hintergrundwissen:

Heute kennen wir viele Methoden Feuer zu machen. Durch Funde von bestimmten Steinen, wie Pyrit (Katzengold), Markasit und Feuerstein die zur Feuererzeugung genutzt werden können, wissen Archäolog*innen, dass die Technik des Feuerschlagens seit etwa 32.000 Jahren bekannt war. Feuerstellen die vom Menschen genutzt wurden finden Archäolog*innen jedoch schon aus einer Zeit vor 700.000 Jahren. Darum wird überlegt auf welche Arten der Mensch bereits in der Altsteinzeit Feuer machte bzw. zu seinem Feuer kam.

Die Methode der Feuererzeugung durch das aneinander reiben zweier Holzstücke kennen wir aus Beobachtungen verschiedener Naturvölker. Da es für diese Technik lediglich vergängliche Materialien benötigt, hinterlässt sie keine Spuren für die Urgeschichtsforschung. Es könnte also gut sein, dass diese Art Feuer zu machen auch in der Steinzeit vom Menschen verwendet wurde. Erste Objekte, welche der Feuererzeugung durch Bohren zugesprochen werden könnten, stammen aus der Jungsteinzeit. Es ist möglich den Bohrer mit beiden Händen schnell zu drehen oder durch die Verwendung verschiedener Hilfsmittel, wie einem Bogen, den Prozess des Feuerbohrens zu erleichtern.

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Feuerbohrer ausprobieren im Museum Ledro, Italien (www.palafitteledro.it) © Kuratorium Pfahlbauten

Da, aus unserer praktischen Erfahrung beim Feuerschlagen mit Kindern, leicht Funken, aber sehr schwer Feuer erzeugt werden kann, stellen wir hier eine weitere steinzeitliche Methode Feuer zu machen vor. Beim Feuerbohren mit Hilfe eines Bogens kam bei unseren Versuchen zumindest gelegentlich ein Feuer zustande. 

Wir bauen uns einen Feuerbogen und bohren ein Feuer

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Welche Materialien du benötigst:

  1. Bohrbogen: Krummer Ast von 60cm Länge und als Sehne ein Seil von ca. 3mm Stärke.

  2. Bohrer: Runder Holzstab von 20cm Länge und 2cm Stärke.

  3. Bohrbrett: ein ebenes Holzbrett von ca. 25cm Länge und 2 cm dick.

  4. Druckstück: Ein handliches Holzstück oder ein Stein mit einer Vertiefung in der Mitte (z.B.: Speckstein)

  5. Zundermaterial: Dafür eignen sich feine trockene Gräser, die flauschigen Samen von Disteln, Schilf oder trockene Rinde von Birken. Von der Menge ungefähr in der Größe eines Tischtennisballs.

  6. Zundernest: Ein kugeliges Nest aus Heu, Stroh und Holzwolle. Baue das Zundernest wie eine Art Vogelnest mit einer Vertiefung in der Mitte.

  7. Schnitzmesser

So legst du los:

1. Bohrbogen bauen:

Ritze an den Enden des krummen Asts mit einem Schnitzmesser jeweils eine Kerbe. In die Einkerbungen spanne das Seil ein, so dass du es immer wieder nachspannen kannst. 

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2. Bohrer bauen:

Spitze mit dem Schnitzmesser den runden Holzstab an beiden Enden an. Ein Ende machst du dabei etwas spitzer als das andere. Das spitzere Ende (b.) zeigt beim Bohren nach oben und wird vom Druckstück festgehalten, das stumpfere Ende (a.) kommt ins Bohrloch.

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3. Bohrbrett bauen:

Schnitze mit dem Messer ein kleines Loch ungefähr 2cm von Rand entfernt ins Holzbrett. An dieser Stelle musst du später, nach dem Anbohren, in den Brettrand eine kleine Kerbe schnitzen, die bis zum Loch reicht. Dazu kommen wir später.

Das Feuerbohren:

1. Spanne den Bohrer in den Bohrbogen und setze ihn mit der Spitze in das Loch auf dem Holzbrett. Auf das obere Ende des Bohrers legst du das Druckstück, das du mit einer Hand von oben auf den Bohrer drückst. Mit einem Fuß fixierst du das Bohrbrett und mit der anderen Hand bewegst du den Bohrbogen. Am Besten lehnst du die Hand, die das Druckstück hält, an deinem Unterschenkel an, damit der Bohrer nicht hin und her schwenkt. Er sollte möglichst gerade auf das Loch gedrückt werden. 

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2. Jetzt musst du das Loch im Holzbrett anbohren (Schritt 1). Das bedeutet du drehst den Bohrer so lange bis das Loch die Größe des Bohrers erreicht hat (Schritt 2). Jetzt musst du vom Brettrand ein kleines Torteneck hineinschnitzen, das bis zur Mitte des Lochs reicht (Schritt 3).

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3. Jetzt lege unter die Kerbe am besten ein Stück Rinde oder ein großes Blatt damit du den Abrieb auffangen kannst. Lege dir dein Zundermaterial und dein Zundernest zur Seite, das wirst du bald brauchen.

4. Tja und nun brauchst du viel Kraft und Durchhaltevermögen. Bewege den Bogen schnell in der waagerechten hin und her und drück den Bohrer dabei auf das Loch. Es sollte nach ca. 10 Sekunden zu rauchen anfangen, bohre rührig noch ein bisschen länger.

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5. Jetzt lege den Bohrer bei Seite. Es sollte sich nun schwarzer Abrieb vom Holzbrett auf dem Rinden-/Blattstück angesammelt haben. Wenn du das vorsichtig anpustest solltest du ein bisschen rot-gelbe Glut sehen können.

6. Diesen Abrieb legst du auf das Zundermaterial und pustest es vorsichtig an bis die Glut größer wird. Das legst du in dein Zundernest und pustest weiter drauf. Mit etwas Glück fängt das Nest Feuer.

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Feuer anpusten im Zundernest. Museum Ledro, Italien (www.palafitteledro.it© Kuratorium Pfahlbauten

Sei nicht enttäuscht, wenn es nicht sofort klappt, es braucht viel Kraft und Geduld bis es funktioniert. 

TIPPS: Manchmal funktioniert es besser, wenn man zu zweit arbeitet. Eine*r fixiert den Bohrer mit dem Druckstück und eine*r bewegt den Bogen so schnell es geht.

Auch wenn kein Feuer zustande kommt, kann man zumindest schnell das angebrannte Holz riechen.

Falls du mehr Hilfe brauchst findest du zahlreiche Anleitungsvideos auf Youtube, suche einfach nach „Feuerbohren“. 

Fragen zum Nachdenken:

  • Welche Methode zum Feuermachen „Feuer bohren oder Feuer schlagen“ gefällt dir besser und warum?

  • Welchen Nutzen hatte Feuer für den Menschen in der Urgeschichte, nenne was dir einfällt?

  • Fallen dir Arbeiten ein für die wir heute Feuer brauchen, nenne was dir einfällt?

 

Zugehöriges Projekt

In dem Schulprojekt widmen sich die Volkschule Loibichl,...

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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