13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

Urgeschichte für Kinder - Wir brennen Keramik

2. Juni 2021

Archäologisches Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten spielerisch erklärt.

Eine Initiative des Kuratorium Pfahlbauten – Nationales Management Österreich im UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ – für Kinder, Schulen, Eltern, Vereine und Interessierte.

Die Urgeschichte begann vor 2,5 Millionen Jahren und unterteilt sich in die Abschnitte: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Es ist ein spannender Teil der Menschheitsgeschichte, denn es handelt sich um einen weitgehend schriftlosen Zeitraum. Zu dieser Zeit wurden Ereignisse und Geschichten nicht vom Menschen niedergeschrieben, sondern lediglich mündlich weitergegeben. Viel Wissen ging dadurch über die Zeit verloren und wird heute durch die Archäologie und diverse Naturwissenschaften anhand der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen versucht zu rekonstruieren. Die prähistorischen Pfahlbauten treten erstmals in der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) um die Alpen herum auf und reichen bis in die Eisenzeit (500 v. Chr.). Mehr als 1000 Fundstellen aus diesem Zeitraum der Urgeschichte haben sich in Mooren oder unter Wasser an Seeufern über die Jahrtausende sehr gut erhalten. Durch die Erhaltung organischer Funde unter Wasser, geben die Pfahlbauten einen detailreichen Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen aus der Vergangenheit und sind ein wichtiger Bestandteil für die Erforschung der Prähistorie in Mitteleuropa.

In der Blogreihe „Urgeschichte für Kinder“ wird Wissenswertes über die Urgeschichte aus dem UNESCO Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in kindgerechten Inhalten vorgestellt. Die Arbeitsblätter sind in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen und Kulturpartner*innen im Zuge verschiedener Schulprojekte entstanden. Sie eignen sich vor allem für die Altersgruppen von Volksschule und Sekundarstufe 1.

Die Arbeitsblätter gibt es zum Download hier.

Diese und letzte Woche haben wir gelernt, Geschirr wie in der Steinzeit herzustellen, ab nächster Woche wenden wir uns dem Thema Kochen zu und sehen, was und wie in der Jungsteinzeit gekocht und gegessen wurde.

Das Geschirr der Jungsteinzeit – Keramik brennen

Dein Hintergrundwissen:

Die ältesten Tonfiguren stellte der Mensch bereits in der jüngeren Altsteinzeit (Gravettien) her, ungefähr 29.000-25.000 vor Christus. Die ersten Tongefäße der Menschen waren ungebrannte Keramiken. Das bedeutet, dass die Tonware nur an der Luft austrocknete und nicht im Feuer gebrannt wurde. Ungebrannte Keramik ist leider nicht so vielfältig einsetzbar und hat auch keine lange Lebensdauer. Außerdem vergeht sie leichter im Boden und erhält sich darum nicht besonders gut für archäologische Forschungen. In Asien und Afrika gibt es bereits frühe Funde von ungebrannter Keramik (20.000-10.000 v.Chr.). In Europa beginnt die Töpferei mit der Jungsteinzeit (7.000 v.Chr.). Getöpfert wurde aber nicht nur von sesshaften Gruppen, auch Jäger- und Sammlergruppen stellten Keramik her. Unter den Funden kommt nun auch gebrannte Keramik vorkommt.

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Gebrannte Keramik bedeutet, dass die Tonstücke im Feuer erhitzt wurden. Die ersten Keramikbrände fanden noch im offenen Feldbrand statt. Die Objekte wurden nur mit sehr niedrigen Temperaturen gebrannt, zwischen 450-1000C°. Ab Temperaturen von 600°C kann man von einer gebrannten Keramik sprechen, erst dann gelingt die vollständige Umwandlung von Ton in einen Scherben. Durch das Erhitzen wird die Tonmasse dichter und nimmt weniger Wasser auf. Das bedeutet sie wird wasserundurchlässiger. Im Laufe der Zeit entwickelte der Mensch immer bessere Methoden um Keramik zu brennen vom Grubenbrand bis hin zu verschiedenen Arten von Keramikbrennöfen.

Wir brennen unsere Keramik im Feldbrand

Welche Materialien du benötigst:
- Arbeitshandschuhe
- An der Luft getrocknete Keramikobjekte
- Brennmaterial: mehrere Bündel Hartholz, trockene Äste (für 5-6 Stunden Lagerfeuer)
- Zundermaterial: ein Sack Heu oder Stroh (Altpapier geht auch, ist dann aber nicht mehr urgeschichtlich)
- Etwas zum Anzünden: Streichhölzer oder Feuerzeug
- Große Steine mit flacher Oberfläche zum Auslegen der Feuerstelle und um die Keramik darauf abzustellen.
- Spaten und Schaufel
- Eine freie Stelle in einem Garten, wo in der Umgebung nichts leicht Feuer fangen kann.

So legst du los:
1. Nimm dir Spaten und Schaufel und beginne auf einer freien Fläche im Garten eine kleine Mulde (ca. 10-15cm Tiefe und 80cm Durchmesser) auszuheben. Den Aushub kannst du als Kreis rund um deine Mulde als Begrenzung aufschütten. Mach die Mulde größer, wenn du viele Objekte zu Brennen hast.
2. Jetzt lege die Steine in die Mitte der Mulde und schau, dass du eine halbwegs flache Ebene hinbekommst.
3. Im nächsten Schritt wird erst einmal ein Feuer auf den Steinen gemacht. Dafür legst du etwas Zundermaterial in der Mitte auf. Darüber schlichtest du Holz wie ein Tipi und zündest es an.

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4. Während das Feuer runter brennt legst du deine Keramikobjekte rund ums Feuer auf und drehst sie immer wieder damit sie von allen Seiten gut angewärmt wird. Lege immer wieder Holz nach, nach ungefähr einer Stunde kannst du das Feuer ausgehen lassen.
5. Wenn du keine Flammen mehr siehst stelle deine Keramik direkt auf die Glut. Trage dabei die Arbeitshandschuhe, denn die um das Feuer gestellte Keramik sollte bereits heiß sein.
6. Jetzt schlichtest du Holz um und über die Keramik in der Mitte herum und entfachst wieder ein Feuer. Lege vorsichtig immer wieder neue Scheite nach, sodass das Feuer gut brennt. Bei einem Feldbrand sollte das Feuer ungefähr 5-6 Stunden brennen.

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7. Hat das Feuer lang genug gebrannt lässt du die Keramik in der Glut bis zum nächsten Tag auskühlen. Damit über Nacht kein Feuer ausbricht schaufle Erde über die Keramik in der Glut.
8. Am nächsten Tag kannst du deine gebrannten Keramiken in der Feuerstelle ausgraben und mit Wasser abwaschen. Jetzt hast du ein urgeschichtlich gebranntes Keramikstück.

Ärgere dich nicht zu sehr, wenn beim Brand ein paar Keramiken kaputt gehen. Ein gewisser Prozentsatz an Ausschuss ist ganz normal und passiert bei dieser Methode den besten Keramikbrenner*innen.
TIPP: Forme auch ein paar einfache Tierfiguren, Schmuckanhänger oder Spinnwirtel. Bei diesen Objekten ist die Gefahr, dass sie beim Brennen kaputt gehen geringer.

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Fragen zum Nachdenken:
− Beobachte beim Brennvorgang wieviel Holz ihr dafür benötigt. Wie viele Bäume schätzt du braucht man um für ein ganzes Dorf Keramik zu brennen?
− Fülle in ein ungebranntes und ein gebranntes Gefäß Wasser hinein und beobachte sie einen Tag lang, welche Unterschiede fallen dir auf?
 

Zugehöriges Projekt

In dem Schulprojekt widmen sich die Volkschule Loibichl,...

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

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Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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