13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

Mit dem Bohrer in den See und der Geophysik über das Feld

30. März 2023

Seit Montag sind ein kleines Tauchteam des Kuratorium Pfahlbauten und ein archäologisches Prospektionsteam der Universität Innsbruck am Traunsee unterwegs auf der Suche nach Siedlungsspuren urgeschichtlicher Menschen. Wie wir bereits im letzten Blogbeitrag berichtet haben, ist das Forschungsteam diesmal vom Gelände des Klosters in Traunkirchen weggezogen und sucht nun in einem anderen Verdachtsgebiet in der Bucht von Winkl an Land und zu Wasser nach archäologisch interessanten Befunden.

Die Forschungsgruppe hat sich ambitionierte Ziele für ihre einwöchige Prospektion gesetzt. 400 Meter lang ist die Bucht von Winkl, welche systematisch bebohrt werden soll. Mit einem dementsprechend großen Raster von 20 Metern haben unsere Taucher:innen also begonnen, entlang einer Linie parallel zum Ufer zu bohren. Dabei wurde versucht, die Grundlinie so nah wie möglich am Ufer zu setzen, denn je nach prähistorischem Wasserstand könnte eine Siedlung vom trockenen Ufergelände vielleicht nur wenig in die heutige Flachwasserzone gereicht haben. Bei Bereichen mit organischen Resten im Seesediment wird der Bohrraster enger gesetzt und versucht, so nah wie möglich ans Ufer zu kommen, um Probenmaterial für C14-Datierungen zu bekommen. Nur leider konnten wir bis jetzt bei unseren Bohrungen lediglich Seekreide, hin und wieder mit eingeschwemmten Hölzern, verzeichnen. Klare Kulturschichten sind noch nicht zu Tage getreten, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Und wie geht es unseren Kolleginnen aus Innsbruck bei ihren geophysikalischen Vermessungen? Auch hier haben sich die Archäolog:innen viel vorgenommen. Die frei zugänglichen, unverbauten Flächen im Ortsteil Mitterndorf in der Nähe der bekannten Fundstellen an Land sollen geomagnetisch prospektiert werden – eine ganz schöne Fläche, immerhin muss sie mit den entsprechenden Geräten zu Fuß abgelaufen werden. Immerhin vier Hektar haben die Forscher:innen schon geschafft!

An dieser Stelle wollen wir nochmal unseren besonderen Dank aussprechen an Manfred Schindlbauer - Obmann des Vereins ArcheKult. Er koordinierte vor Ort im Vorfeld alle wichtigen Belange, nahm Kontakt mit den Eigentümer:innen auf und bemühte sich um ihre Zustimmung für die geomagnetischen Messungen. Die Wasserzone vor der Spitzvilla ist übrigens im Besitz der Österreichischen Bundesforste, welche ihre Einwilligung gaben. Doch auch die BH Gmunden musste im Vorfeld eine Tauchausnahmegenehmigung für das Team erteilen und die Grundstücksbesitzer der Spitzvilla (das Land Oberösterreich) selbst ebenfalls einwilligen, denn auf ihrem Grundstück steigen unsere Taucher:innen ein und aus und der Park der Villa soll ebenfalls geophysikalisch prospektiert werden. Ganz schön viel Organisation war also im Vorfeld notwendig, um die Untersuchungen zu ermöglichen. Wir sind sehr dankbar für die tolle Unterstützung von der Gemeinde Traunkirchen und den hier ansässigen Personen, die trotz kaltem Wetter unseren Einsatz hier vor Ort ausgesprochen angenehm gestalten.

Wir hoffen im See noch fündig zu werden oder bei der Geophysik auf spannende Bodenformationen zu stoßen. Und wenn nicht, dann haben wir bereits den einen oder anderen Tipp für weitere Hoffnungsgebiete am Traunsee von regionalen Heimatforscher:innen erhalten, welche zu Besuch vorbeischauten. Es gibt also noch einiges zu erkunden! Wir freuen uns über das Interesse und das freundliche Willkommen am Traunsee.

Markus Staudt ist ausgebildeter Archäologe und kommt aus Tirol.

Peter Trebsche ist Professor für Ur- und Frühgeschichte am Institut für Archäologien der Universität Innsbruck.

Helena Seidl da Fonseca arbeitet seit 2012 beim Kuratorium Pfahlbauten. Sie ist ausgebildete Forschungstaucherin und Grabungsleiterin im Forschungsprojekt Zeitensprung.

Die bekannte Spitzvilla markiert das Ufer, das taucharchäologisch untersucht wird.
Von Land aus sind keine urgeschichtlichen Spuren zu sehen - dafür muss man tiefer gehen.
Die Beobachtungen unter Wasser werden akribisch in der Dokumentation festgehalten.
Die Taucharchäolog:innen beproben den Flachwasserbereich systematisch.
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