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Pfahlbaumuseum Mondsee - Von Matthäus Much zur Landesausstellung 2020

29. Dezember 2016

Als Matthäus Much 1872 die Siedlung See und zwei Jahre später die Siedlung Scharfling entdeckte, begann eine erste, über Jahre andauernde Phase der Pfahlbauforschung am Mondsee. Durch den Ankauf der in der Nähe von „See“ gelegenen Villa Marienau konnte Much seine Funde in den Sommermonaten direkt vor Ort untersuchen. Die Bergung der Objekte geschah dabei von einem Boot aus. Mit einer Zange und der Hilfe eines Tauchers, wurden die sichtbaren Funde am Seegrund geborgen. Für das Bergen der Kulturschicht hatte Much ein flaches Boot, an dem eine Baggerschaufel befestigt war, zur Verfügung. Die zahlreichen Funde ließen das Bild der sogenannten Mondseekultur entstehen. Nach der Tätigkeit von Much ruhte die Pfahlbauforschung am Mondsee und seine umfangreiche Sammlung wurde 1912 vom österreichischen Unterrichtsministerium erworben, welche sie dem Urgeschichtlichen Institut der Universität Wien übergab.

Die Tatsache, dass in Mondsee selbst keine Funde zu besichtigen waren, störte einige Personen, weshalb 1936 ein Arbeitskreis zur Fortsetzung der Pfahlbauforschung am Mondsee gegründet wurde. Die Initiatoren waren Graf Otto v. Almeida, der Besitzer des Sees und der Burgschauspieler Werner Krauss, welcher ein Haus in der Nähe der Scharflinger Siedlung hatte. Wissenschaftlicher Leiter war der Wiener Universitätsprofessor Leonhard Franz. Man wollte mit modernen Mitteln wie Tauchern und Caissons (Senkkasten) die Pfahlbauforschung voranbringen und mit den neuen Funden ein Heimatmuseum in Mondsee gründen. Das geplante Vorhaben scheiterte jedoch an der politischen Situation.

1950 und 1951 wurden durch Kurt Willvonseder am Mondsee und Attersee erstmals Untersuchungen mit Taucherbrille und Gummiflossen unternommen. Systematische Untersuchungen wurden von 1960 bis 1963 vom damaligen Obmann des Heimatbundes Walter Kunze initiiert. Die zahlreichen Funde kamen in das 1953 gegründete Mondseer Heimatmuseum und die Keramikfunde wurden dabei in jahrelanger Arbeit von Karl Fornather zusammengesetzt und restauriert. In diesem Zusammenhang entstand auch der Film „Jahrtausende steigen aus den Fluten“.

Seit 1968 befinden sich die Pfahlbaufunde im sogenannten Steinernen Saal, in den Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters. Die Sammlung in Mondsee wurde durch die umfangreichen Untersuchungen des Bundesdenkmalamtes unter der Leitung von Johann Offenberger und in Zusammenarbeit mit zahlreichen Sporttaucherinnen und Sporttauchern ständig erweitert, so dass zur Landesausstellung 1981 das Museum zum zentralen Pfahlbaumuseum in Österreich wurde. Bei diesen Untersuchungen konnte auch ein Pfahlfeld in Mooswinkel entdeckt werden.

Besucherinnen und Besucher sehen heute im Pfahlbaumuseum neben den zahlreichen Keramikgefäßen, Steinbeilen und Pfeilspitzen auch Beile aus Kupfer und die zu ihrer Herstellung benötigten Gusslöffel. Highlights sind natürlich die organischen Funde, wie verschiedene Schnüre, der „Mondseer Urknödel“ oder das Fragment einer Holzschale. Ein weiterer Schwerpunkt des Museums liegt auf der Pfahlbauforschung, so kann man zum Beispiel das erste Tauchgerät von Johann Offenberger aus dem Jahr 1953 bestaunen, einen umgebauten Tauchretter der Deutschen Marine aus dem Zweiten Weltkrieg.

Betrieben wird das Pfahlbau- und Klostermuseum vom Heimatbund Mondseeland, der mit dem „Freilichtmuseum Mondseer Rauchhaus“ und dem Salzkammergutlokalbahnmuseum noch für zwei weitere Museen zuständig ist. Durch die Landesausstellung 2020 ergibt sich für den Heimatbund und den seit 2015 neuen Vorstand mit dem Obmann Johannes Pfeffer ein interessantes Arbeitsfeld. So wurden zum Beispiel bereits Objekte des Pfahlbaumuseums für das Projekt einer Pfahlbau-Objekt-Datenbank kurz „PFOBDA“ vom Oberösterreichischen Landesmuseum digital inventarisiert und im Sommer 2016 wurde gemeinsam mit dem Kuratorium Pfahlbauten und der Gemeinde Mondsee ein Einbaum, der über zehn Jahre im Wasser lag, aus dem See gehoben. Zudem ließ der Heimatbund ein neues Konzept für das Pfahlbau- und Klostermuseum erstellen.

Für die nähere Zukunft ist eine archäologische Prospektion der Seewiesen in Mondsee gemeinsam mit der Universität Wien geplant, um abzuklären, ob sich dort Reste der Pfahlbaukultur befinden. Im Februar finden in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Pfahlbauten und dem BORG Straßwalchen Projekttage im Museum statt und am 7. April 2017 hält Andreas G. Heiss vom Österreichischen Archäologischen Institut im Bauernmuseum Mondsee einen Vortrag zur Archäobotanik am Mondsee und Attersee, wo er vielleicht erste Ergebnisse seiner Untersuchungen am „Mondseer Urknödel“ präsentieren kann.

 

Dipl. Ing. Johannes Pfeffer ist Architekt und seit 2015 Obmann des Heimatbundes Mondseeland.

Andreas Maderecker ist seit 2016 Kustos des österreichischen Pfahlbau- und Klostermuseums in Mondsee.

Der Pfahlbauten-Blog ist nominiert.

Nicht nur die Funde im Steinernen Saal des Pfahlbaumuseums Mondsee sind sehenswert. (Bild: Heimatbund Mondseeland)
Nicht nur die Funde im Steinernen Saal des Pfahlbaumuseums Mondsee sind sehenswert. (Bild: Heimatbund Mondseeland)
Im Pfahlbaumuseum wird anschaulich erklärt, wie Unterwasser-Archäologie in den 1980er Jahren funktionierte. (Bild: Heimatbund Mondseeland)
Im Pfahlbaumuseum wird anschaulich erklärt, wie Unterwasser-Archäologie in den 1980er Jahren funktionierte. (Bild: Heimatbund Mondseeland)
Ein Krug aus der umfangreichen Sammlung des Pfahlbaumuseums. (Bild: Heimatbund Mondseeland)
Ein Krug aus der umfangreichen Sammlung des Pfahlbaumuseums. (Bild: Heimatbund Mondseeland)
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