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Der Hafnersee - Unbekannte Pfahlbauten

23. November 2020

Der Hafnersee liegt in der Gemeinde Keutschach am See. Dieser naturbelassene und beliebte Badesee ist seit 2005 Teil des Ramsar Gebietes „Moor und Seelandschaft Keutschach- Schiefling“. Am Westufer des Hafnersees befindet sich ein ausgedehntes Flachmoor, große Bereiche des Nordufers werden als Badebereich und Liegewiese genutzt. Der See und seine Umgebung sind ein landschaftliches Juwel und ein gern besuchtes Erholungsgebiet.

Kaum bekannt ist, dass es im Hafnersee – wie im nahe gelegenen Keutschacher See – urgeschichtliche Pfahlbauten gibt. Diese Pfahlbauten liegen im wahrsten Sinn des Wortes im Hafnersee verborgen. Das Wasser des Hafnersees ist braun, die Farbe wird durch einen erhöhten Anteil an Huminsäuren verursacht. Bereits 1974 entdeckt, führen die Pfahlbauten im Hafnersee ein Schattendasein. Wie im Keutschacher See liegen die Pfahlbauten auf einer Untiefe, was in gesamteuropäischer Sicht ungewöhnlich ist, und stammen aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit).

2017 betauchte Henrik Pohl, Site Manager Oberösterreich und Forschungstaucher, mit seinem Team die Fundstelle im Hafnersee. „Es war gar nicht so leicht, die Fundstelle zu finden“, berichtet Henrik Pohl: „Beim ersten Versuch hatten wir nur vage Informationen und haben stundenlang gesucht. Es ist ja ein sehr kleiner See, aber wir haben nichts gefunden. Das war der erste Tauchgang, die Sichtbedingungen waren sehr schlecht. Das Wasser im See war dunkelgrün-bräunlich und wir hatten maximal 50 cm Sicht. Wenn man also den Arm ausstreckte, waren die Fingerspitzen nicht mehr zu sehen. Da sieht man nur Schemen und nach dem Abtauchen noch weniger. Beim zweiten Versuch hat es dann aber geklappt und wir haben die Stelle relativ schnell gefunden. Bei diesem Versuch war auch die Sicht etwas besser. Der Seegrund liegt dort in 6 bis 7 m Tiefe und unten ist es dann schon sehr dunkel. Vom Seegrund taucht man auf eine kleine Untiefe – so wie im Keutschacher See. Die Ausdehnung der Untiefe ist jedoch im Hafnersee viel geringer, etwa 10 m. Ähnlich wie im Keutschacher See liegen auf der Oberfläche der Kuppe viele Steine, ihre Größe reicht von 10 cm bis zu größeren Platten mit 60 cm. Auf der Kuppe der Untiefe stehen auch zahlreiche Pfähle mit einer Höhe zwischen 10 und 40 cm. Auf der Untiefe gibt es keinen Bewuchs. Ungewöhnlich ist, dass wir dort keinerlei Kulturschicht und Keramik gefunden haben. Das war bisher allerdings auch nur ein Erkundungstauchgang, da sind noch weitere Forschungen notwendig.“

Um die neolithischen Pfahlbauten im Hafnersee vor Zerstörung, Veränderung oder Diebstahl zu schützen, ist seit 1984 das Tauchen im gesamten Seegebiet unter Zuhilfenahme von Tauchgeräten jeglicher Art per Strafe verboten. Ausgenommen sind Tauchgänge zum Schutz des Lebens und der Gesundheit und im Interesse des Denkmalschutzes oder der Denkmalpflege von hierfür vom Bundesdenkmalamt ermächtigten Personen.

Auf der Untiefe im Hafnersee soll es in den 1960-er Jahren ein Gerüst für eine Wasserskianlage gegeben haben. Wie Gewährspersonen berichten, hat sich um eine Anlage gehandelt, bei der die Skiläufer*innen kreisförmig um die Untiefe gezogen wurden. Überreste diese Anlage, also z. B. Betonfundamente oder Eisenteile, hat Henrik Pohl bei seinem Tauchgang nicht gefunden. Falls Sie etwas über diese ehemalige Wasserskianlage wissen, freuen wir uns über Hinweise an das Site Management Keutschach/Kärnten Tel. +43 68110617183.

Im Rahmen des unterwasserarchäologischen Monitorings ist in Zukunft geplant, in größeren Abständen Kontrolltauchgänge im Hafnersee durchzuführen. Der Hafnersee ist also nicht nur ein Naturjuwel, das durch seine landschaftliche Schönheit besticht. Verborgen im See befindet sich eine neolithische Pfahlbaufundstelle, die es zu schützen und zu erhalten gilt.

Herzlichen Dank an Thomas Miksche für die wundschönen Fotos vom Hafnersee.

Zugehöriges Projekt

Die besondere Lage der Welterbe-Siedlung im Keutschacher...

Lieselore Meyer ist als Site Managerin des Kuratoriums Pfahlbauten in Kärnten für das UNESCO-Welterbe der Prähistorischen Pfahlbauten zuständig.

Die Pfahlbaufundstelle im Hafnersee. ©Kuratorium Pfahlbauten
Sichtbare Pfahlköpfe auf der Untiefe. ©Kuratorium Pfahlbauten
Die Oberfläche der Fundstelle. ©Kuratorium Pfahlbauten
Hafnersee in der Gemeinde Keutschach am See. ©Thomas Miksche
Die Ufer des Hafernsees sind eine Naturparadies. ©Thomas Miksche
Der Hafnersee im November 2020. ©Thomas Miksche
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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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