Kuratorium Pfahlbauten - Burgring 7, 1010 Wien
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Im Schatten der Pfahlbauten

12. August 2016

Archäologisch bekannt ist die Region um Mondsee und Attersee schon lange und über Österreichs Grenzen hinaus. Dieser Ruf begründet sich vor allem auf die zahlreichen Funde jungsteinzeitlicher Pfahlbauten. Die Tatsache, dass hier nicht nur am Wasser, sondern natürlich auch trockenen Fußes gesiedelt wurde, wird dabei oft nicht ausreichend beachtet. Der Zusammenhang von Feucht- und Trockenbodensiedlungen wurde bisher kaum erforscht.

Einen Anlass dazu, gibt die Oberösterreichische Landesausstellung 2020, die ganz im Fokus dieser archäologischen Forschungen stehen soll. Professor Timothy Taylor, vom Institut für Urgeschichte und historische Archäologie der Universität Wien und Leiter des Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) widmet sich derzeit im Rahmen verschiedener Projekte diesem Thema und kooperiert dabei mit unterschiedlichsten Partnern, wie der Kulturabteilung des Landes Oberösterreich, dem oberösterreichischen Landesmuseum, dem Kuratorium Pfahlbauten und den betreffenden Gemeinden.

Seit Herbst 2013 wird im Umland von Mondsee und Attersee laufend nach vielversprechenden Fundstellen gesucht und diese durch Geländebegehungen genauer betrachtet. Einen Blick in die Tiefe ermöglichten Georadar und Geomagnetik, ohne dabei bereits in den Boden eingreifen zu müssen.

Im Sommer 2014 fand bereits eine erste Ausbildungsgrabung der Universität Wien unter Leitung von Prof. Taylor und Mag. Jakob Maurer statt, bei der zehn Archäologiestudenten die Fundstellen Ahberg in St. Georgen und Burgstall in Lenzing untersuchten. Trotz starker Erosion konnten in Lenzing-Burgstall eindeutig Siedlungsbefunde nachgewiesen werden. Diese sind inzwischen datiert, und stammen aus dem 37. und dem 29. Jahrhundert vor Christus, der späten Jungsteinzeit also, der Zeit der Seeufersiedlungen und Pfahlbauten.

Im darauffolgenden Sommer wurde sowohl die Grabung in Lenzing weitergeführt, als auch die Untersuchung einer neuen Fundstelle begonnen. Diese befindet sich am Buchberg, der sich auf die Gemeindegebiete von Attersee am Attersee, St. Georgen im Attergau und Berg aufteilt. Besonders interessant ist diese Fundstelle durch die außergewöhnlich große prähistorische Wallanlage, die sich rund um den Gipfel zieht.

Die Grabung auf dem Buchberg wird heuer mit vergrößertem Team fortgesetzt. Angelegt wird ein großer Grabungsschnitt durch die massive Befestigungsanlage auf dem Gipfel. Zusätzlich wird aber auch im Areal einer bisher völlig undatierten Siedlungsfläche auf der Nordwestseite gegraben. Insgesamt arbeiten über 25 Studenten vier Wochen lang an der Untersuchung der Fundstelle auf dem Buchberg, lernen dabei die Grundlagen der Grabungstechnik, Vermessung und Dokumentation und lassen sich auch von strömendem Regen nicht aufhalten. Dankenswerterweise wurde uns für die Dauer der Grabung die Volksschule in Attersee am Attersee zu Verfügung gestellt, in der wir schlafen, wohnen und unser Grabungsbüro einrichten konnten. Große Unterstützung erfahren wir unter anderem auch durch die Familie Mayr-Melnhof, die Gemeinde Attersee und Heimatforscher aus der Region.

Kurzentschlossene können die Grabung übrigens am heutigen Freitag, den 12. August, beim „Tag der offenen Grabung“ besichtigen. Ab 15.00 führt Prof. Taylor interessierte BesucherInnen vom „Jägerstüberl“ am Buchberg aus über die beiden Grabungsstellen. Sportliche Besucher können den Buchberg zu Fuß erreichen oder mit dem Auto erreichen, für Personen mit eingeschränkter Mobilität oder ohne eigenen PKW wird von 13.45 bis 14.30 ein Shuttleservice von der Atterseehalle in Attersee am Attersee zur Verfügung stehen.

Das Grabungsteam der Universität Wien steht für Fragen und Gespräche bereit und freut sich schon auf viele interessierte Besucher und spannende Gespräche.

Fiona Leipold (vorm. Poppenwimmer) ist Archäologin mit einer Begeisterung für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 2019 ist sie Teil des Teams des Kuratorium Pfahlbauten.

Die Grabungen auf dem Buchberg versprechen interessante Ergebnisse. (Bild: Grabungsteam Universität Wien)
Die Grabungen auf dem Buchberg versprechen interessante Ergebnisse. (Bild: Grabungsteam Universität Wien)
Die Grabungsareale können am Tag der Offenen Ausgrabung besichtigt werden. (Bild: Grabungsteam Universität Wien)
Die Grabungsareale können am Tag der Offenen Ausgrabung besichtigt werden. (Bild: Grabungsteam Universität Wien)
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Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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