Das unterwasserarchäologische Monitoring im Attersee und Mondsee 2025.
Henrik Pohl berichtet über das Monitoring in Oberösterreich 2025.
Monitoring Oberösterreich 2025
Das Site Management Oberösterreich des Kuratorium Pfahlbauten führt jährlich Kontrolltauchgänge an unter Wasser liegenden Fundstellen durch. Dabei liegt der Fokus auf den UNESCO-Welterbestätten der prähistorischen Pfahlbauten in den Seen Österreichs. Im Frühjahr 2025 fand das Monitoring in Oberösterreich statt; im Herbst wird es in Kärnten fortgesetzt.
Vom 30. April bis zum 14. Mai 2025 wurden in Oberösterreich Tauchgänge durchgeführt, um den Erhaltungszustand der vier UNESCO-Welterbestätten am Attersee und Mondsee sowie der zugehörigen Fundstellen zu überprüfen. Untersucht wurden die Stationen „Litzlberg-Süd“ und „Abtsdorf 1 und Abtsdorf 3“ im Attersee, sowie die Station „See am Mondsee". Durch die Vermessung von Sedimentveränderungen am Seegrund, die Kontrolle der denkmalgerechten Ankerbojen sowie Tauchinspektionen am Seegrund und entlang der Uferbereiche werden mögliche Einwirkungen auf die Bodendenkmäler überwacht. Diese Daten werden benötigt, um eventuelle Gefahren für den Erhalt der Fundstellen rechtzeitig zu erkennen und ggf. Schutzmaßnahmen einleiten zu können.
Die Situation unter Wasser wird durch eine umfassende Foto- und Videodokumentation festgehalten und für zukünftige Vergleiche gesichert. Die aktuellen Messungen zeigen keine signifikanten Sedimentverlagerungen an den UNESCO-Welterbestätten, sodass der Zustand des Seegrundes hinsichtlich potenzieller Erosion als stabil eingestuft werden kann. Auch die umgerüsteten, denkmalgerechten Ankerbojen befinden sich im Wesentlichen in einem guten Zustand. Lediglich an den UNESCO-Welterbestätten Litzlberg-Süd und Abtsdorf 1 sind kleinere Nachbesserungen erforderlich. Um die denkmalgerechte Verankerung wiederherzustellen, müssen diese Bojen repariert und teilweise mit neuen Zwischenbojen versehen werden. Nur so kann verhindert werden, dass die Ketten der Ankerbojen am Seeboden schleifen und prähistorische Schichten beschädigen.
Auffällig war die starke Verbreitung von Quagga-Muscheln im Mondsee sowie ein weniger ausgeprägtes Vorkommen im Attersee. Die potenziellen Auswirkungen dieser invasiven Art auf die unter Wasser liegenden Denkmäler sind Gegenstand internationaler Fachdiskussionen, denn nicht nur in den österreichischen Seen breitet sich die Quagga-Muschel rasant aus. Das Kuratorium Pfahlbauten nimmt an verschiedenen Gesprächen teil und leistet mit der regelmäßigen Zustandsdokumentation unter Wasser sowie den Berichten über deren Ausbreitung einen wichtigen Beitrag zu diesem Thema.
Im Rahmen des Monitorings wurden neben den UNESCO-Welterbestätten weitere Fundstellen im Attersee untersucht:
Im Bereich der Sprungturmgrube im Strandbad Seewalchen erfolgte eine Kontrolle der im Jahr 2015 nach den archäologischen Ausgrabungen installierten Schutzeinrichtung und Abstützung.
Vor dem Badeplatz Kammer wurde eine Voruntersuchung für ein mögliches Bauvorhaben durchgeführt. Dabei wird geprüft, ob in den geplanten Bauzonen im Flachwasserbereich prähistorische Siedlungsreste vorhanden sind und an welchen Stellen das Bauvorhaben ohne Beschädigung von Denkmalen umgesetzt werden kann.
Im Yachthafen des UYCAS Attersee wurden Ausbaggerungszonen, die für einen sicheren Schiffsverkehr erforderlich sind, auf Hinweise frühgeschichtlicher Siedlungsspuren untersucht.
In der Bucht von Seewalchen-Kammer fand im Rahmen von Prospektionstauchgängen eine Vorauswahl möglicher Forschungsareale für das Projekt „Zeitensprung“ statt.
Vom 27. Oktober bis 8. November 2025 wird das Forschungsteam erneut an den Norden des Attersees zurückkehren, um vor der neuen Steganlage in Kammer und Seewalchen das durch die Schifffahrt beeinträchtigte Pfahlfeld zu dokumentieren. Diese geplanten Untersuchungen bilden die nächste Etappe zur Vertiefung unserer Kenntnisse über die Siedlungsgeschichte in unseren Gewässern.
Abschließend bestätigen die Ergebnisse des Monitorings die grundsätzliche Stabilität der untersuchten UNESCO-Welterbestätten. Die umgesetzten Schutzmaßnahmen, wie denkmalgerechte Ankerbojen und Ankerverbotszonen, greifen in Oberösterreich. Empfohlen werden die zeitnahe Instandsetzung der beschädigten Ankerbojen sowie die Einrichtung eines umfangreicheren, fortlaufenden Monitorings der Quagga-Muscheln, um mögliche negative Einflüsse auf die Welterbestätten frühzeitig erkennen zu können.