Werkzeuge der Jungsteinzeit
Morgen startet unser erstes Gewinnspiel im Pfahlbauten-Adventkalender und heute möchten wir euch etwas mehr über die Objekte erzählen, die in der ersten Woche vorgestellt wurden. Das Thema der Woche – ihr habt es vielleicht schon vermutet – betrifft Steinwerkzeuge und andere Werkzeuge der Jungsteinzeit.
Werkzeuge der Jungsteinzeit
Werkzeuge aus der Zeit der prähistorischen Pfahlbauten sind nicht nur einfache, damalige Gebrauchsgegenstände. Sie waren unverzichtbare Begleiter des Alltags, sind Zeugen handwerklicher Meisterleistungen und spiegeln damalige soziale Strukturen wider. Die Funde aus den UNESCO-Welterbestätten der „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“ eröffnen einen einzigartigen Blick auf eine Zeit, in der neue Materialien, Techniken und Ideen den Alltag der Menschen entscheidend veränderten. Der Pfahlbauten-Adventkalender zeigt dies in der ersten Woche anhand sieben ausgewählter Objekte: vom einfachen Reibstein bis hin zum prestigeträchtigen Kupferbeil.
Die Menschen der Jungsteinzeit nutzten eine bemerkenswerte Palette an Rohstoffen, die jeweils besondere Eigenschaften besaßen und für bestimmte Funktionen gezielt ausgewählt wurden. Namensgebend für die Steinzeit beginnen wir mit der Materialgruppe „Stein“ von dieser verschiedene Objekte aus urgeschichtlichen Fundstellen bekannt sind - vom Alltagsgegenstand bis hin zu Prestigeobjekten.
Stein war ein wichtiges Material für die Herstellung von Werkzeuge. Dabei wurden verschiedene Gesteinsarten jeweils unterschiedlich genutzt:
- Sand- und Kalksteine wurden für Reibsteine und Reibplatten verwendet. Sie sind ideal zum Zermahlen von Getreide oder Pigmenten.
- Harte Gesteine wie Diorit, Jadeit oder Grünstein wurden gern zu Beilen und Äxten geschliffen. Ihre Herstellung dauerte oft Tage oder Wochen. Manche sind so fein gearbeitet und weißen keine Gebrauchsspuren auf, dass sie wohl kaum als Werkzeug dienten, sondern eher als Prestigeobjekte.
- Silex, der sogenannte Feuerstein ist bekannt dafür, dass er messerscharf bricht. Richtig zugeschlagen erzeugt er die besten Klingen für scharfe Messer, Pfeilspitzen oder Dolche. Diese Objekte zeigen eine ausgefeilte Technologie und handwerkliches Können. Oft belegt die Analyse der Gesteinsart weiträumige Handelskontakte, da hochwertiger Silex über Distanzen von hunderten Kilometern transportiert wurde. So konnte im Steinmaterial aus der UNESCO Welterbestätte See am Mondsee Silex gefunden werden, der aus Bayern und Norditalien stammt.
Steinwerkzeuge deckten ein breites Anwendungsspektrum ab: vom Holzfällen über die Bearbeitung von Tierhäuten bis hin zu feinsten Schneidarbeiten. Gleichzeitig erfüllten besonders sorgfältig gearbeitete Stücke eine Funktion als Prestigeobjekte – Statussymbole, die Macht, handwerkliches Können und überregionale Vernetzung widerspiegelten.
Auch wenn sie seltener erhalten sind, spielten Holz, Knochen, Geweih und Tiersehnen eine zentrale Rolle im Werkzeugbau. Geweih geeignet sich beispielsweise hervorragend für Hacken und Äxte. Solche Werkzeuge kommen zum Einsatz um Erde aufzulockern und wurden auch in der Umgebung des urgeschichtlichen Salzberges in Hallstatt gefunden und dienten vermutlich auch als Werkzeug zur Salzgewinnung.
Neben Geweih findet sich auch zahlreiches Knochenwerkzeug, das für feine Geräte wie Nadeln, Spitzen oder Angelhaken verwendet wurde. Holz diente als Stielmaterial für Schäftungen von Steinwerkzeugen. Holz konnte aber auch als Rohstoff zur Erzeugung von reinem Holzwerkzeug bzw. Gegenständen dienen, wie beispielsweise für Speere oder Holzgeschirr.
Werkzeuge aus organischen Materialien waren oft leichter, flexibler und schneller herzustellen als ihre steinernen Pendants – und sie zeigen eine beeindruckende Bandbreite an Techniken, die heute dank der außergewöhnlichen Erhaltungsbedingungen der Feuchtboden- und Unterwasserfundstellen bekannt sind. Und wie ein bekannter österreichischer Experimentalarchäologe, Wolfgang Lobisser, immer sagt: „Eigentlich müsste die Steinzeit umbenannt werden in Holzzeit, denn dieses Material war viel mehr in Verwendung im alltäglichen Leben der steinzeitlichen Menschen.“
Literaturnachweis
A. Binsteiner & E. M. Ruprechtsberger 2006: Mondsee-Kultur und Analyse der Silexartefakte von See am Mondsee. Linzer Archäologische Forschungen Sonderheft 35, Linz 2006, 1-88.
A. Binsteiner 2015: Jungsteinzeitliche Hornsteinimporte aus Bayern in Oberösterreich. Linzer Archäologische Forschungen Sonderheft 53, Linz 2015, 10-13.