Einblicke in die Vergangenheit durch Holz und Knochen
Antonia Bacher deckt die Geschichten hinter ihren zwei prähistorischen Objekten auf, die sie im FFG-Talentepraktikum bearbeitet. Sie hat ein Objekt aus dem UNESCO-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" und eines aus der Fundstelle Willendorf 2 im UNESCO-Welterbe "Wachau" ausgewählt.
Einblicke in die Vergangenheit durch Holz und Knochen
Nach einer weiteren Woche der Recherche, bin ich um einige Informationen reicher. In diesem Blogpost möchte ich meine beiden Objekte genauer vorstellen und einen Einblick in ihre Vergangenheit bieten.
Im Jahr 1889 übernahm das Naturhistorische Museum vom k. k. Münz- und Antiken-Kabinett im Kunsthistorischen Museum einige Pfahlbaufunde, darunter ein Pfahlfragment aus dem Attersee, nachdem es 15 Jahre im Besitz des Kronprinzen war. Doch das wahre Alter des Holzes ist in einer ganz anderen Größenordnung: Es lässt sich dem Zeitraum 3800- 3400 v. Chr. zuordnen und ist somit beinahe 6000 Jahre alt.

Das Pfahlfragment hat die ungefähre Form eines Zylinders, ist ca. 18 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von 8 Zentimetern. Die Farben des Holzes reichen von einem warmen Orange-Braun bis hin zu einem fahlen Grau-Braun. An beiden Enden befinden sich Spuren eines Bruches, starke Einkerbungen, lange, kurze und fast schon scharfe Stücke. An der Oberfläche, ungefähr mittig, ist eine Hackspur erkennbar, welche die obersten Schichten durchtrennen. Im Inventarbuch des Naturhistorischen Museums steht in dem Eintrag zu dem Objekt, dass es sich dabei um einen Pfahl mit prähistorischen Schnittspuren handelt. Allerdings ist die Stelle und Position des Schnittes eigenartig. Solche Spuren entstehen nicht beim Entrinden eines Holzes oder beim Zuspitzen eines Pfahles. Entweder ist hier etwas schief gelaufen oder diese Einkerbung stammt nicht aus dem prähistorischen Zeitalter, sondern aus der Zeit seiner Bergung. Die Spuren stehen vermutlich eher mit einem Mangel an Vorsicht bei seiner Auffindung in Zusammenhang, als mit Aktivitäten uralter Zivilisationen. Vielleicht sind die im Inventarbuch beschriebenen prähistorischen Bearbeitungsspuren auch heute nicht mehr klar erkennbar, denn das Holz wurde nicht konserviert. An der Luft trocknete der Pfahl aus und schrumpfe, riss auf und verformte sich.
Genau bestimmen kann ich die Art des Holzes leider nicht, jedoch lassen sich aus den zahlreichen gefundenen und analysierten Baumarten Vermutungen aufstellen um welche Holzart es sich handeln könnte. Bei Ausgrabungen an der benachbarten Fundstelle Weyregg II am Attersee im Zuge des Projekts Zeitensprung konnten die Pappel, Buche und Esche als häufigste verwendete Holzart für den Bau der Häuser identifiziert werden. Diese waren leicht zu bekommen, da sie sich in der Nähe von Uferzonen wachsen. Auf diese Baumarten wurde aus Effizienz und nicht unbedingt aus Langlebigkeit zurückgegriffen. Wohnhäuser und Lagerhäuser, die den Großteil der Pfahlbauten ausmachen, wurden von Pfählen aus diesem Holz gestützt. Nach einiger Zeit verloren sie jedoch ihre Stabilität und es musste oft repariert und umgebaut werden. Trotz dieser mühsamen Nacharbeiten bat Holz die Grundlage der prähistorischen Behausungen.
Achtung Zeitensprung! Wir begeben uns für das nächste Objekt in das beginnende 20. Jahrhundert.
Wir befinden uns im Jahre 1908/ 1909. Auf der Fundstelle Willendorf 2, mit einer Sedimenttiefe von 6 Metern, die in insgesamt 9 Kulturschichten gegliedert werden kann, wird ein Knochenpfriem gefunden. Der Fund aus dieser letzten Schicht gehört zu dem Zeitabschnitt Pavlovien und ist 29.000 Jahre alt.

Der Pfriem hat die Form eines fast gleichschenkeligen Dreiecks mit einer Länge von 11,3 Zentimetern und einer maximalen Breite von 4 Zentimetern. Zum Ende hin wird die Form wieder etwas schmäler. Eine der beiden Oberflächen ist glatt, während die andere viele kleine Einkerbungen und Erhöhungen aufweist. Das Material Knochen ist aufgrund der starken Mineralisation besonders hart und stumpft sich somit sehr langsam ab. Die Herkunft des Knochens, sprich von welchem Tier er stammt, lässt sich schon eingrenzen. In der Kulturschicht wurden die Knochen einiger Tiere wie Hirsche, Pferde, Mammuts und vielen mehr gefunden. Jetzt liegt es daran herauszufinden, welcher der besagten Tiere nun zu dem Knochen gehört.

Und mit diesen neuen Erkenntnissen geht eine weitere Woche des Praktikums zu Ende.