Die Pfahlbaumuseen und Archäo-Parks im Trentino locken in den Süden
Die Pfahlbaumuseen in Ledro und Fiavé zeigen unterschiedliche Aspekte der Siedlungsgeschichte im Trentino und sind eine Reise wert.
Im Rahmen des ersten Treffens der Internationalen Koordinierungsgruppe (ICG) unter italienischem Vorsitz konnten wir letzten Monat auch die Aktivitäten rund um das Pfahlbau-Welterbe im Trentino kennenlernen. In der ICG wechseln wir alle zwei Jahre den Vorsitz, dieses Jahr hat Italien ihn von Deutschland übernommen. Im Rahmen dieser Treffen, die dem Austausch und den gemeinsamen Absprachen im Management des transnationalen UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen” dienen, werden aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Errungenschaften präsentiert. Der Schwerpunkt des Treffens in Trient lag beispielsweise auf dem Feinschliff der aktualisierten Version unseres gemeinsamen Managementplans, den Ergebnissen der Arbeitsgruppe für das Monitoring der Unterwasserfundstellen und verschiedenen Themen der Vermittlung. So konnten wir beispielsweise wichtige Projekte zur Barrierefreiheit und Teilhabe am Pfahlbau-Welterbe kennenlernen.
Das Pfahlbau-Welterbe ist mit seinen 111 Teilkomponenten sehr vielfältig. Umso wichtiger sind gemeinsame Projekte wie die Herausgabe der „PalafittesNews” und gemeinsame Entwicklungen wie die Aktualisierung der Datenbank zu den Fundstellen, die bereits im Rahmen der Einreichung zum Welterbe von allen sechs Ländern erstellt wurde. Wie immer sind auch die Gespräche in den Kaffeepausen sowie während der Exkursionen und Besuchsprogramme sehr wichtig. Diesmal habe ich mich besonders gefreut, dass wir einerseits die Kolleg:innen vom Pfahlbaumuseum am Ledrosee mit ihren großartigen Vermittlungsprojekten wieder treffen konnten. Andererseits, dass wir den erst kürzlich entstandenen Archaeopark von Fiavé (Parco Archeo Natura di Fiavé) besichtigen konnten.
Museo delle Palafitte del Lago di Ledro
Das Pfahlbaumuseum von Ledro wurde 1972 eröffnet und 2019 renoviert. Es befindet sich am Ostufer des Ledrosees. Im Zuge der Arbeiten an einem Wasserkraftwerk für Riva del Garda wurden dort Siedlungsreste aus dem 20.–14. Jh. v. Chr. entdeckt. Das Museum ist Teil eines regionalen Netzwerks im Ledrotal, aber auch Teil des MUSE-Netzwerks mit dem großen Science Center MUSE in Trient im Zentrum. Ledro hat sich in den letzten Jahrzehnten mit vielen Vermittlungsangeboten und auch experimentelleren Zugängen wie dem „Living Prehistory Theater” einen Namen gemacht und viele Besucher:innen angelockt. 2013 wurde das Stück über die Bewohner:innen eines Pfahlbaudorfes, das von den Mitarbeiter:innen des Museums aufgeführt wird, mit großem Publikumsinteresse im Rahmen der Welterbefeste des Kuratoriums Pfahlbauten in Attersee am Attersee und am Mondsee gezeigt. Ein Freiluftareal mit 1:1-Modellen von Pfahlbauhäusern, wie man sie sich für die frühe bis mittlere Bronzezeit an diesem kleinen See in Norditalien vorstellt, gibt es auch in Ledro.
Museo delle palafitte di Fiavé
Das Pfahlbaumuseum von Fiavé ist vergleichsweise jung. Es wurde zwar bereits im Jahr 2012, also ein Jahr nach der Aufnahme der Pfahlbauten in die Liste des UNESCO-Welterbes, eröffnet, allerdings konnte der damals geplante Freibereich, der Archäopark, erst 2021 realisiert werden. Auch die Verwaltung des Museums in Fiavé ist anders organisiert als in Ledro. Während sich das Museum in Ledro – auch aufgrund des Mangels an einer reichhaltigen Sammlung; viele der archäologischen Objekte aus den seit 1929 am See durchgeführten Grabungen befinden sich an anderen Orten – über die Jahre in der kleinen Gemeinde Molina di Ledro als eine Art Gemeindezentrum positioniert hat, wurde das Museum in Fiavé durch die Denkmalamtsbehörde der autonomen Provinz Trient (Soprintendenza per i Beni Culturali) konzipiert und wird auch jetzt noch durch diese Behörde verwaltet. Die zugehörige Fundstelle von Fiavé weist zwar auch frühe Spuren aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. auf, die zeitgleich mit den österreichischen Siedlungen der Mondsee-Gruppe sind, der Schwerpunkt der Forschung und der erhaltenen Siedlungsreste liegt jedoch in der Bronzezeit zwischen 1800 und 1200 v. Chr. Besonders spannend ist es, in Fiavé die Unterschiede und den Wandel der Bauweise der Häuser zu betrachten. Während die Häuser im Neolithikum vielleicht eher am Seeufer errichtet wurden, scheinen die bronzezeitlichen Gebäude direkt über dem Wasser auf Pfählen gebaut worden zu sein. Im Verlauf der Bronzezeit kam es abermals zu einem Wandel der Bauweise: Die Häuser der letzten Phase zwischen 1500 und 1300 v. Chr. stehen zwar ebenfalls auf Pfählen, verfügen jedoch über ein zusätzlich stabilisierendes Fundament in Form eines Pfahlrosts. Sie befinden sich sowohl entlang des Ufers als auch im See.
Beide Museen sind schon für sich genommen eine Reise wert. Ein Aufenthalt in der wunderschönen Gegend oberhalb des Gardasees lohnt sich aber umso mehr, wenn man die Orte kombiniert und die verschiedenen Darstellungsformen und Konzepte auf sich wirken lässt.
Beim Treffen der Internationalen Koordinierungsgruppe des UNESCO Welterbes Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen wurden auch die Museen von Ledro und Fiavé besucht.