Elfenbeinstab mit Ritzungen
Helena Seidl da Fonseca, Kuratorium Pfahlbauten

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Schmuck mit sinnvollem Nutzen?

Vermittlung
Wien

Kristina Callo stellt uns eines ihrer Objekte, das sie im FFG-Talentepraktikum "Welterbe digital serviert" bearbeitet genauer vor. Dafür gehen wir in eine Zeit vor den Pfahlbausiedlungen und begeben uns ins UNESCO-Welterbe "Wachau".

Schmuck mit sinnvollem Nutzen?

Willkommen zu meinem zweiten Blogeintrag! Hier möchte ich mich einem meiner Objekte genauer widmen und es euch vorstellen. Einiges an neuen Informationen konnte ich bereits erheben:

Ein Elfenbeinstab mit Ritzungen

Das erste Objekt, das ich vorstellen möchte, ist ein Elfenbeinstab, der in Willendorf II in der Schicht 9 gefunden wurde und ca. 29.000 Jahre alt ist. Er stammt von einem Mammutstoßzahn in dem eine Zickzackverzierung gepickt wurde. Das bedeutet, vor vielen Jahrtausenden gravierte ein Mensch durch feine punktuelle Einschläge Linien in das Stück Elfenbein

Mammutherde in Willendorf
7reasons, NHMW

Das Artefakt ist 17 cm lang und 1,5 cm breit. Außerdem wurde das Artefakt bereits in kleine Stücke zerbrochen aufgefunden und später in der Restauration des NHMW wieder zusammengeklebt. 
Häufig stammen solche Stäbe aus dem Paläolithikum, also aus der Altsteinzeit. 

Mögliche Deutungen der Funktion des Objekts könnten sein:

  • Der Elfenbeinstab war ein Ritualobjekt oder Kultgegenstand. Dies würde bedeuten, dass man ihm eine symbolische Bedeutung zugeschrieben hat und er in spirituellen oder religiösen Handlungen verwendet wurde.
  • Das Zickzackmuster diente als Kalender oder Zählhilfe. Durch Muster oder Linien, so wie hier, könnten Ereignisse, Tage oder Zyklen festgehalten worden sein. Es kann auch sein, dass man Mondphasen, Jagdzeiten oder Zeremonien gezählt hat.
  • Man könnte auch meinen, dass es sich hierbei um einen Teil einer Insigne handelt. Dies würde bedeuten, dass der Elfenbeinstab ein Symbol für Status, Rang oder Zugehörigkeit darstellte.
Elfenbeinstab mit Ritzungen
Helena Seidl da Fonseca, Kuratorium Pfahlbauten

Ich persönlich halte die zweite Deutung am sinnvollsten. Es wäre sicherlich von Nutzen gewesen, einen Weg zu haben, Fortschritte zu verfolgen. Heutzutage gibt es auch etliche Apps und Plattformen, die es einem ermöglichen genau dies zu tun. Von verschiedenen Mood- und Sleeptrackern bis hin zu Apps, bei denen man seine Monatsblutung aufzeichnen kann, gibt es mittlerweile alles. 
Ich selbst mag es auch sehr gerne einen Überblick über Dinge, die momentan in meinem Leben passieren, zu haben und könnte es deshalb auch sehr gut nachvollziehen, dass es damals jemandem genauso ging.

Das 3D-Modell zu dem Objekt kann übrigens im 3D-Museum des Naturhistorischen Museums Wien angesehen werden. Hier kann man sich dem Objekt im Detail widmen, es drehen und heranzoomen. Außerdem habe ich die wichtigsten Informationen direkt an dem Objekt befestigt. Viel Spaß beim Ansehen!