Mammut Nutzen in der Steinzeit
C. Potter, NHMW

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Gefährten und Beute: Tiere in der Steinzeit

Welterbe
Vermittlung
Wien

Wie lebten Menschen und Tiere in der Steinzeit miteinander – oder gegeneinander? Lucas Avato wirft in seinem Blogbeitrag einen Blick auf zwei faszinierende Funde, die viel über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier vor Tausenden von Jahren erzählen. Sie zeigen, wie vielfältig und ambivalent diese Beziehung war – zwischen Jagd, Nutzen, Nahrung und vielleicht auch Nähe.

Gefährten und Beute: Tiere in der Steinzeit

In unserem Team, also mir, Lucas, und Christoph liegt der Fokus auf dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier, einem Thema, das über die gesamte Steinzeit hinweg eine zentrale Rolle gespielt hat. Zwei ganz unterschiedliche, aber gleichermaßen spannende Funde haben dabei mein besonderes Interesse geweckt: ein Fragment eines Mammutstoßzahns aus der Altsteinzeit sowie der Schädel eines jungen Hundes aus der Jungsteinzeit. Beide Objekte erzählen auf ihre Weise vom Zusammenleben oder Überleben mit Tieren.

Mammut Nutzen in der Steinzeit
C. Potter, NHMW
Mammutstoßzahn aus Willendorf
Lucas Avato

Fragment eines Mammutstoßzahns mit großen abgesplitterten Stellen

Fundort: Willendorf I

Alter: ca. 30.000 Jahre

Auf den ersten Blick wirkt das Fragment des Mammutstoßzahns unscheinbar – doch es ist ein Relikt einer ganz anderen Welt. Vor etwa 30.000 Jahren lebten im heutigen Niederösterreich noch Mammuts. Der Fund stammt aus der Fundstelle Willendorf I, die Teil einer der bedeutendsten altsteinzeitlichen Fundregionen Europas ist.

Was das Objekt so spannend macht, sind die deutlich sichtbaren Absplitterungen. Diese könnten auf gezielte Bearbeitung durch Menschen hinweisen – zum Beispiel beim Versuch, das harte Elfenbein zu bearbeiten oder ein bestimmtes Stück vom Stoßzahn abzutrennen. Möglicherweise wurde das heute erhaltene Fragment für die Herstellung von Werkzeugen oder Schmuck verwendet.

Mammutstoßzähne waren in der Eiszeit ein wertvoller Rohstoff. Sie lieferten das Material für Nadeln, Kunstgegenstände oder Speerspitzen. Gleichzeitig war die Jagd auf ein Mammut ein gigantisches Unterfangen – sie erforderte Zusammenarbeit, Planung und Erfahrung.

Hundeschädel aus See am Mondsee
Lucas Avato

 

Jugendlicher Hundeschädel mit Häutungsspuren

Fundort: See am Mondsee (UNESCO-Welterbe)

Alter: ca. 5500 Jahre

Schnittspuren auf Hundeschädel
Lucas Avatos

Ein ganz anderes, aber ebenso eindrucksvolles Objekt, ist der Schädel eines jungen Hundes, der in der neolithischen Pfahlbaufundstelle See am Mondsee entdeckt wurde. Die Fundstelle gehört zu den UNESCO-Welterbestätten Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen und liefert wichtige Erkenntnisse über das Leben der frühen Bauern in der Jungsteinzeit.

Auf den ersten Blick erkennt man: Der Hund war noch nicht ausgewachsen. Viel spannender aber sind die deutlichen Schnittspuren am Schädel – sie deuten darauf hin, dass der Hund gehäutet wurde. Archäologische Funde und historische Analysen zeigen, dass Hunde in der Jungsteinzeit zwar teilweise als Hüte-, Jagd- oder Wachtiere gehalten wurden, aber nicht selten auch als Nahrungsquelle dienten.

Dieser Hund wurde vermutlich gegessen – ein Gedanke, der aus heutiger Sicht oft schwer nachvollziehbar ist. Doch in Zeiten, in denen Nahrung nicht im Überfluss vorhanden war, spielte der Nutzwert vor emotionaler Bindung wohl oft eine größere Rolle.