Fingertupfen im Ton – Ein Vorratsgefäß aus dem Spätneolithikum
Linus Bittner stellt ein für ihn zu Anfang unscheinbar wirkendes Keramikfragment aus einer Pfahlbausiedlung am Attersee vor. Doch dieses Bruchstücks eines üblichen Alltagsgegenstandes weist eine Fingertupfen-Verzierung auf die von den Händen erzählt, die es vor rund 6.000 Jahren formten.
Fingertupfen im Ton – Ein Vorratsgefäß aus dem Spätneolithikum
Die zwei Objekte, mit denen ich mich im Praktikum auseinandergesetzt habe, sind Keramikfunde aus Unterwasser-Fundstellen rund um den Attersee. Beide stammen aus dem späten Neolithikum, der späten Jungstein oder auch Kupferzeit und sind damit ungefähr 6.000 Jahre alt. Beide Objekte gehören zu den Haushaltswaren der Bewohner:innen ehemaliger Pfahlbauten am Seeufer. Damals war der Wasserstand noch niedriger, heute befinden sich die Reste der Siedlungen im Flachwasserbereich des derzeitigen Ufers. Da es viel zu den Objekten zu berichten gibt werden ich in diesem Beitrag nur ein Objekt vorstellen und im folgenden das Zweite.
Das Randstück eines Vorratsgefäßes
Das erste Objekt ist ein Fragment eines Keramikgefäßes und wurde bereits im 19. Jahrhundert in Kammerl am Attersee gefunden. Es stammt aus dem Neolithikum, allerdings ist keine genaue Datierung möglich, da das Objekt angekauft wurde und keine ausführliche Dokumentation, jenseits der Information der ungefähren Entnahmestelle aus der Flachwasserzone, vorliegt. Es handelt sich um ein Randstück eines größeren Gefäßes, vermutlich ein Vorratsgefäß.
Eine eindeutige Funktion ist schwer zu bestimmen, da keine weiteren Teilstücke vorhanden sind. Die Wandung ist jedoch relativ dick und grob, was für Vorratsgefäße sehr typisch ist. Sie brauchen nicht sonderlich fein ausgearbeitet und aufwendig verziert sein, sondern müssen vor allem praktisch und stabil sein. Dennoch befindet sich auf dem Bruchstück eine Leistenverzierung. Um den Hals des Gefäßes wurde eine Tonwülste extra aufgetragen, in die mit einem Finger in gleichmäßigen Abständen Abdrücke getupft wurden. Diese sogenannte Fingertupfenleiste erfüllt keinen praktischen Zweck und weist daher eher auf eine ästhetische Bedeutung hin.

Solche Verzierungen ändern sich im Laufe der Zeit und sind in verschiedenen Regionen unterschiedlich. Damit geben Keramiken Archäolog:innen den Hinweis zu welcher prähistorischen Kultur sie gehören und in welche Zeitstellung ein Objekt fällt. Sie sind Teil der bleibenden Spuren des Alltags der damaligen Menschen und daher für die Archäologie und mich besonders interessant. Diese Keramikscherbe ist typisch für das Spätneolithikum. Fingertupfenverzierungen sind schnell und einfach herzustellen und waren damals sehr beliebt.