Der lange Weg zur Trockenlagerung der Hölzer aus dem Zeitensprung Projekt
Lisa Holler berichtet über die Arbeiten zur Trockenlagerung der Hölzer aus dem Zeitensprungprojekt in der archäologischen Sammlung der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH in Leonding.
Der lange Weg zur Trockenlagerung der Hölzer aus dem Zeitensprung Projekt
Das Kuratorium Pfahlbauten erforscht gemeinsam mit der OÖ Landes Kultur GmbH seit 2015 in regelmäßigen Ausgrabungen und Prospektionen unter Wasser die prähistorischen Pfahlbauten am Attersee und Mondsee. In der zweiten Februarwoche kamen mehrere Teammitglieder der unterwasserarchäologischen Ausgrabungen im Projekt Zeitensprung zusammen. In der archäologischen Sammlung der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH in Leonding geht es nun für dieses Team darum das ausgegrabene Feuchtboden-Fundmaterial zu sichten und für eine langfristige Lagerung in einem Sammlungsarchiv aufzubereiten.
Am Treffen nahmen Henrik Pohl, Teil der Grabungsleitung, sowie Bianca Gamsjäger und Lisa Holler teil, die bereits mehrfach an den Arbeiten beteiligt waren. Neu im Team ist Ambra Wohlmuth. Das kleine Team wurde von der erfahrenen Restauratorin Susanne Feurer-Heimel sowie von Jutta Leskovar, der Sammlungs- und Projektleiterin, betreut und maßgeblich unterstützt. Das Ziel bestand darin, die seit 2015 im Rahmendes Projekts „Zeitensprung“ gesammelten L- und P-Hölzer (liegende Hölzer und stehende Pfähle) sowie diesogenannten Schlämmsäcke für die Trockenlagerung vorzubereiten. Schlämmsäcke sind Netzsäcke, diedas Aushubmaterial der Grabung enthalten. Sie werden an Land „geschlämmt“ – das heißt, unter Zugabevon Wasser ausgesiebt, um auch kleinste Funde wie Kalksteinperlen oder Fischwirbel aus denKulturschichten zu bergen.
Die organischen Funde aus den unterwasserarchäologischen Grabungen des Zeitensprung-Projekts werdenbis zu ihrer konservatorischen Behandlung in einem Zwischenlager aufbewahrt – dem sogenanntenKulturgutrettungscontainer in Leonding. Dort herrschen ideale Bedingungen für das nasse, organischeFundmaterial: Die Funde bleiben im Wasser kühl und dunkel gelagert. Würde man die organischen Objekteeinfach aus dem Wasser nehmen, würden sie an der Luft austrocknen und zerfallen. Werden sie hingegenim Wasser ins Regal gestellt, beginnt Schimmel zu wachsen, und Algen breiten sich auf den Funden aus. Beides führt zur Zerstörung der Objekte und muss unbedingt vermieden werden. Die Fundstücke müssendaher – nicht zuletzt wegen des begrenzten Platzes im Kühlcontainer – so behandelt werden, dass eineLagerung im trockenen Zustand und ohne Kühlung möglich ist.
Das Team begann mit der Kontrolle, Beprobung und Auswahl der zahlreichen L- und P-Hölzer. In dieser Aufarbeitungswoche wurden alle Exemplare aus Seewalchen I (Ausgrabung 2015) sowie die P-Hölzer aus Weyregg II (Ausgrabung 2016–2017) vollständig bearbeitet. Die Bearbeiter:innen entfernten die Hölzer aus der Frischhaltefolie, in der sie nach der Bergung im Kühlcontainer gelagert worden waren. Anschließend erhielten sie neue Etiketten, die das wechselnde Team mit Aluminiumnägeln befestigte. Besonders empfindliche Hölzer wurden zur Stabilisierung in ein feines Netz gewickelt.
Für die Lagerung außerhalb des Kühlcontainers kamen luftdicht verschließbare Kübel zum Einsatz. Diese wurden vorsichtig mit den Hölzern gefüllt und anschließend bis zum Rand mit Wasser aufgefüllt. Diese Methode stammt aus dem Labor für Dendrochronologie in Zürich, das über langjährige Erfahrung in der Lagerung von Feuchtbodenfunden verfügt. Natürlich beginnen in den nun in warmen und trockenen Räumen gelagerten Kübeln Pilze zu wachsen, da sich unvermeidlich Lufteinschlüsse im Wasser bilden. Durch den luftdichten Verschluss im Kübel wird die Zersetzung des Holzes jedoch verlangsamt. Sobald die Mikroorganismen den verfügbaren Sauerstoff vollständig verbraucht haben, kommt die Zersetzung nahezu zum Stillstand. Unter diesen Bedingungen ist auch eine Lagerung bei höheren Temperaturen als 4 °C – wie sie am Seeboden oder im Kühlcontainer herrschen – möglich. Dies bestätigen jahrelange Experimente des Dendro-Labors in Zürich.
Das gesamte Team unterstützte die Konservierung der L- und P-Hölzer. Zunächst wurden die Hölzerentsprechend ihrer Fundnummer sortiert. Bei mehreren Stücken eines einzelnen Pfahls wurde jeweils dasam besten erhaltene ausgewählt. Die ausgewählten Stücke fanden im Trockenlager in Leonding ihren Platz. Wie so oft verging auch diese Arbeitswoche schneller, als allen Beteiligten lieb war. Dennoch kann dasTeam auf deutliche Fortschritte, ein angenehmes Arbeitsklima und einen gut durchdachten Plan für dieweiteren Schritte zurückblicken. Sowohl die verbliebenen L- und P-Hölzer als auch die Teammitgliederfreuen sich bereits auf die Fortsetzung der Arbeiten – mit dem Ziel der endgültigen Lagerung imSammlungsarchiv und einer zukünftigen Ausstellung ausgewählter Objekte.