Archäologie unter Wasser – Sporttaucher:innen als wertvolle Partner
Site Manager Henrik Pohl berichtet vom 3-Seentauchen und der wertvolle Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und der Tauchcommunity.
Vom 7. bis 9. April 2025 fand das „Drei-Seen-Tauchen“ in Kärnten statt. Site Manager Henrik Pohl und Forschungstaucher Stefan Krojer nutzten die Gelegenheit, um drei bedeutende Fundstellen in Kärntner Seen zu besuchen: die UNESCO-Welterbestätte im Keutschacher See, einen Einbaum im Klopeiner See sowie kürzlich gemeldete Pfahlsetzungen im Wörthersee. Die Tauchgänge machten einmal mehr deutlich, welche wichtige Rolle engagierte Sporttaucher:innen bei der Erforschung und dem Schutz des kulturellen Erbes unter Wasser spielen.
Hinweise aus der Tauchcommunity: Pfahlsetzungen im Wörthersee entdeckt
Ein Teilnehmer des Workshops zur Unterwasserarchäologie 2024 in Kärnten hatte auf mögliche Pfahlstrukturen im Wörthersee hingewiesen. Dank seiner Angaben konnte die vermutete Fundstelle bei Velden zügig lokalisiert werden. Auf einer kleinen Strandplatte stießen die Taucher auf etwa 20 Pfähle aus hartem Fichtenholz sowie einen nahegelegenen Steinhügel mit einem Durchmesser von rund acht Metern. Die Pfähle sind auf Grund des Erhaltungszustandes höchstwahrscheinlich modern. Auch sind keine Funde beobachtet worden, die eine prähistorische Datierung erlauben. Aus diesen Gründen deuten wir diese Strukturen eher als mittelalterliche bis neuzeitliche fischereiwirtschaftliche Anlagen – archäologisch betrachtet dennoch ein spannender Befund. Auch wenn es sich nicht um eine prähistorische Fundstelle handelt, ist die Meldung ein gelungenes Beispiel für die wertvolle Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und der Tauchcommunity.
Zustandskontrolle des Einbaums im Klopeiner See
Ein weiteres Ziel der Tauchgänge war die Kontrolle eines im Klopeiner See entdeckten Einbaums, der vor einigen Jahren von einem Sporttaucher gemeldet worden war. Mithilfe eines ortskundigen Tauchers konnte die Fundstelle rasch wiedergefunden werden. Der Einbaum zeigte leichte Veränderungen: Die durchlochte Bugplatte war beschädigt und das umgebende Sediment war leicht verschoben. Insgesamt ist der Zustand jedoch stabil. Erstmals konnte die Position des Einbaums präzise eingemessen werden.
Eine zufällige Begegnung mit dem Betreiber des Dive Center Klopeiner See brachte zudem einen wertvollen Fund zutage: ein 5-Liter-Eimer mit Keramik, den Sporttaucher vor einigen Jahren geborgen und der Tauchschule übergeben hatten. Die Keramik wurde mittlerweile an das Landesmuseum übergeben, eine Fundmeldung an das Bundesdenkmalamt erstattet. Ziel ist es, auch mit den ursprünglichen Findern in Kontakt zu treten, um die Fundumstände gemeinsam weiter zu untersuchen. Dabei wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Bergen von archäologischen Funden aus dem See ohne Genehmigung gesetzlich verboten ist. Solche Eingriffe gelten als Plünderung und sind strafbar. Der Schutz des kulturellen Erbes hat oberste Priorität.
Kontrolle der UNESCO-Welterbestätte im Keutschacher See
Am letzten Tag stand ein Tauchgang zur prähistorischen Pfahlbausiedlung im Keutschacher See auf dem Programm – Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Der Zugang erfolgte über ein Privatgrundstück, von dem aus die Taucher mit einem Unterwasser Scooter zur Fundstelle gelangten.
Trotz eingeschränkter Sicht konnten rund 15 Zandernester untersucht werden – eine vergleichbare Anzahl wie in den Vorjahren. Die Nester befanden sich auf verschiedenen Unterlagen: Kokosmatten, von uns eigens konstruierten Nestern sowie frei zugänglichem Grund. Die Tiere verteidigten ihre Brutreviere wie üblich – teils recht temperamentvoll, wie ein gezielter Biss in den Arm zeigte. Die Abdeckmatten aus Basalttextilien waren in einem sehr guten Zustand und zeigen ihre gute Eignung für den Schutz der Welterbestätte.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass im Keutschacher See ein allgemeines Tauchverbot besteht. Es dient dem Schutz der urgeschichtlichen Siedlungsreste, die seit 2011 Teil des UNESCO-Welterbes sind. Ausnahmen gelten ausschließlich für genehmigte archäologische Forschungs- und Monitoringprojekte.
Die drei Tauchgänge zeigen eindrucksvoll, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und engagierten Sporttaucher:innen ist. Hinweise aus der Community tragen wesentlich dazu bei, neue Fundstellen zu entdecken, bekannte Stätten zu dokumentieren und das kulturelle Erbe unter Wasser langfristig zu schützen.