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Mooswinkel 2019 - Start in die Grabungssaison

29. März 2019

Ab 1. April beginnt offiziell die Grabungssaison 2019 in Mooswinkel am schönen Mondsee. Doch bevor wir alle archäologisch richtig durchstarten können, muss erst einmal an Land und unter Wasser aufgebaut werden - und genau das macht ein kleines Vorgrabungsteam in der letzten Märzwoche. Mit dabei sind natürlich einer unser Chefs, der Henrik, zwei Forschungstaucher (obwohl es noch nichts zu forschen gibt), nämlich der Markus und ich, und unser Bootsführer der Michi.

An Land gilt es nun mal den gesamten Inhalt des Kellers des oberösterreichischen Site Managements im Gemeindeamt Attersee am Attersee auszuräumen und in einen Lastwagen zu manövrieren. Hier befinden sich unsere Water Dredges zum Absaugen des Schlammes unter Wasser, Tauchflaschen, Seile und Bojen. Auch vor dem Sitemanagement Büro selbst wird nicht halt gemacht und Folgendes wandert in den Lastwagen: Drucker, Computer, Papier, Büroutensilien, Kameras, Objektive, Land- und Tauchwerkzeug, Erste Hilfe Koffer, Funkkoffer und noch vieles mehr. In der Forschungsbasis, die sich auch heuer wieder in den Räumen des Bundesamtes für Wasserwirtschaft befindet, fügt sich dann alles wieder zu einem provisorischen Büro zusammen. Auch die von der Zweigstelle des Oberösterreichischen Landesmuseums in Leonding angekarrte Schlämmstation muss nahe einer Wasserleitung und eines Abflusses aufgebaut werden.

Ein weiterer Schritt an Land ist es unsere Unterwasserwerkzeugkisten vorzubereiten, Vermessungsseile zu knoten, Bleche zur Profilstabilisierung des Grabungsschnittes unter Wasser zuzuschneiden, Geotextil zurechtzuschneiden, Befestigungshaken biegen, löchrige Schläuche der water dredge reparieren und das Tauchzeug zu checken. Ist all dies geschehen, fängt die Vorbereitungsarbeit unter Wasser an. Um auch Euch, liebe Leserinnen und Leser, mal einen kleinen Eindruck geben zu können: Was an Land ca. 1 Stunde dauert, kann unter Wasser schon mal bis zu 2 Tagen in Anspruch nehmen….

Mit einem vollbepackten Boot geht es also auf nach Mooswinkel. Hat man es mal akrobatisch am ganzen Zeug am Boot vorbei ins Wasser geschafft, muss man sich an das 4 Grad kalte Wasser, angelaufene Gesichtsmasken, eine durch Algen verschlechterte Sichtweite und wieder an den dicken Anzug mit 3 Paar Socken unterhalb gewöhnen. Die erste Aufgabe ist nun den alten, zu erweiternden Grabungsschnitt wiederzufinden. In einem Jahr kann sich viel tun und der ca. 5-10cm dicke Mulm hat sich auf den gesamten Seegrund gelegt und lässt bekannte Stellen wie eine ganz neue Welt erscheinen. Der neue Grabungsschnitt wird akkurat (sofern möglich mit kaum Sicht) ausgesteckt, Vermessungsschnüre werden gespannt und die Fläche um den Schnitt herum wird mit widerspenstigen Geotextil oder auch Unkrautflies abgedeckt, um die durchaus archäologisch gespickte Fläche vor schwerem Gerät und wilden Flossenschlägen zu schützen.

Um eine Unterwassergrabung auch als solche betiteln zu können, muss jetzt auch noch die Elektropumpe mit dazugehörigem Verteiler, 7 Schläuchen, Wassersauger/water dredge und Strahlrohr über Bord geworfen werden und an ihren richtigen Platz neben dem Grabungsschnitt gebracht werden. Wie oben bereits erwähnt, ist alles unter Wasser etwas mühseliger als an Land. Ist ein Schlauch zu kurz, muss alles etwas verrückt werden. Wird etwas verrückt, wird alles aufgewirbelt und man sieht für 10 Minuten mal nichts mehr. Ist zu viel Druck oder Zug auf eines der Teile, reißt ein gut gemeinter Kabelbinder oder auch mal ein Seil und man startet nochmal von Neuem.

Zudem passiert es auch oft, dass bereits geflickte Stellen im Tauchanzug wieder einreißen und man gleich beim ersten Tauchgang klitschnass ist (wie bei mir) oder die frisch aus dem Service gekommene Vollgesichtsmaske blubbert und pfeift und übertönt den Sprechfunk (Markus) oder die neuen Trockenhandschuhe füllen sich nach 5 Minuten mit Wasser und die Hände sind am Ende des Tauchganges nasse, kalte und festgefrorene Klauen (Henrik).

Wir ForschungstaucherInnen und ArchäologInnen sind aber hart im Nehmen und haben die Vorbereitungswoche gut überstanden und tatsächlich auch alles geschafft was wir uns vorgenommen haben (passiert nicht immer!!!). Über das Wochenende wird unser kleines Team also nochmal Kräfte sammeln müssen, denn, wie gesagt, die Grabungssaison geht ja eigentlich erst am 1. April los.

Zugehöriges Projekt


Forschungen in den Seeufersiedlungen in Attersee und...

Esther Unterweger ist Archäologin und Forschungstaucherin. Sie ist seit 2016 Teil unseres Tauch-Teams, das sich um das Monitoring und die Unterwasser-Ausgrabungen kümmert.

Die Ausrüstung wird zur Grabungsstelle gebracht. (Bild: OÖLM - Kuratorium Pfahlbauten)
Die Ausrüstung wird zur Grabungsstelle gebracht. (Bild: OÖLM - Kuratorium Pfahlbauten)
Ein Teil des Teams ist bereits am Mondsee und bereitet die Kampagne vor. (Bild: OÖLM - Kuratorium Pfahlbauten)
Ein Teil des Teams ist bereits am Mondsee und bereitet die Kampagne vor. (Bild: OÖLM - Kuratorium Pfahlbauten)
Die Grabungsstelle wird eingerichtet. (Bild: ÖLOM - Kuratorium Pfahlbauten)
Die Grabungsstelle wird eingerichtet. (Bild: ÖLOM - Kuratorium Pfahlbauten)
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